Georg Meggle 18.01.2006
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Wann? |
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Wer? (Israel? Die USA? Beide? Weitere?) |
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Welche Ziele? |
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Welche Art von Bomben? |
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Warum/Wozu? Und |
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Wie sieht die Welt nach diesen Bomben aus? |
Iranischer Nuklearreaktor in Bushehr
am Persischen Golf. Satellitenbild: Space Imagin |
1. Kriegsgründe
1.1 Gründe zum Angriff
Die Option eines Angriffes auf den Iran ist vor allem eine
Option Israels und, nicht ganz derart offen proklamiert, eine Option der USA. Ohne
Rückendeckung der USA ist nun aber ein Angriff von Seiten Israels kaum denkbar.
Konzentrieren wir uns daher zuerst auf Kriegsgründe Amerikas.
1.1.1
Das offizielle US-Hauptargument für den Krieg ist
derzeit dasselbe wie vor drei Jahren im Fall des Irak (
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Es gilt, rechtzeitig – also wiederum präemptiv
– den Albtraum schlechthin zu verhindern: Massenvernichtungswaffen (MVW)
dürfen nicht in den Besitz von T-Gruppen (Terroristischen Gruppierungen wie
beispielsweise Al-Qaida) fallen. Der Iran, so das
Argument, unterstützt solche Gruppen. Also … |
Ein Iran mit MVW wäre schon für sich genommen eine
Bedrohung für den Weltfrieden. Also … |
1.1.2
Auch die halb-offizielle Begründung wiederholt sich.
Sie konkretisiert das primäre Bedrohungsopfer: Ein Iran mit MVW stellt eine
maximale Bedrohung für Israel dar. Eine einzige Hiroshima-Bombe auf Tel-Aviv – und der Staat Israel ist Vergangenheit. Also …
1.1.3
Auch der fundamentale Grund ist der gleiche wie
schon bei den letzten Golfkriegen. Es ist der geostrategische: der
vorausschauende, den ganzen Globus umspannende Blick auf den Rest des
Jahrhunderts: Für den Westen ist die Kontrolle über die Bodenschätze (vor allem
Öl und Gas) im "Weiteren Mittleren Osten" – speziell am Persischen
Golf und am Kaspischen Meer – absolut lebensnotwendig. Ein Iran, der sich
dieser Kontrolle entzieht bzw. sich auch nur entziehen könnte, bedroht den
Lebensnerv der ‚Freien Welt'. Also …
1.1.4
Jeder dieser Kriegsgründe ist für sich – vor allem aus USA-Sicht – schlüssig.
Diese Motivationsstränge – Anti-Terror-Krieg, Sicherung des Weltfriedens, Existenzgarantie
für Israel und Geostrategie – stützen sich
zudem gegenseitig; und das ergibt ein weiteres gesamtwestliches pro-bellum-Motiv.
1.1.5
Ich gehe hier nicht auf das Standardargument ein, wonach der so genannte
militärisch-industrielle Komplex der USA, und so auch deren Gesamtökonomie, nur
bei einem baldigen weiteren Hightech-Krieg optimal funktioniert. Es wäre,
wenngleich sie auch für den Iran Folgen hätte, keine speziell auf den Iran
bezogene Aussage.
1.1.6
Diese Kriegsgründe der USA sind auch solche von Israel. Dabei steht für Israel natürlich der Grund des
Sich-Selbst-Bedroht-Sehens im Zentrum. Hinzu kommt,
dass Israel sich durch jede Schwächung seiner derzeitigen militärischen
Überlegenheit – mindestens in der ganzen Region Mittlerer Osten – bereits als
bedroht betrachtet. Das ist verständlich, geht Israel doch davon aus, dass es
seine Weiterexistenz einzig und allein dieser Überlegenheit zu verdanken hat.
Speziell für Israel somit ein zusätzlicher Grund für: Bomben auf Iran.
1.2 Die andere Seite
Aus der Perspektive des Iran sieht
die Welt etwas anders aus: Es sind primär iranische
Interessen, die derzeit bedroht werden:
1.2.1
Die Bodenschätze eines Landes gehören,
so wird unterstellt, nach der bisher geltenden Weltordnung zunächst primär dem Land selbst. (Der Gedanke der Privatisierung
‚öffentlicher Güter' – wie z.B. Öl, Wasser und, vorhersagbar, später auch
Atemluft – ist im Iran und einigen islamischen Ländern noch nicht so geläufig
wie den fundamentalistisch-liberalen Ländern des Westens.) Folglich:
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Die Verfügungsgewalt über seine reichen Öl-Vorkommen ist
für den Iran nicht verhandelbar. |
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Jeder Kontrollanspruch von Dritten, dem das Land nicht
selbst zugestimmt hat, wird als eine nicht hinnehmbare Beeinträchtigung
der Souveränität des Landes betrachtet. |
1.2.2
Auch wenn die Eigenversorgung des Iran durch seine
Öl- und Gasbodenschätze in der Tat auf lange Zeit gesichert sein sollte – ohne
den Export dieser Güter, die Haupteinnahmequelle,
sind die Industrie und die Wirtschaft des Landes nicht überlebensfähig. (Das
derzeitige Verhältnis von Eigenverbrauch zum Export ist etwa 50:50 – für den
Iran also bei weitem nicht optimal.) Mit anderen Worten: Der
Iran braucht tatsächliche weitere Energiequellen, aus seiner Sicht auch
die Atomenergie. Aus Effizienzgründen setzt daher
auch der Iran, nicht anders als andere Industrieländer, auf einen geschlossenen
Nuklearkreislauf, kurz: auf Wiederaufbereitungsanlagen.
Es versteht sich von selbst, dass die wirtschaftliche und damit
die politische Unabhängigkeit des Landes nur durch eigene
derartige Anlagen als gesichert gelten kann. (Russland als
Energielieferungs-Garant? Oder das Nachbarland Asairbadschan?
Was für ein Risiko!)
1.2.3
Die geopolitische Bedeutung des Iran kennt auch der
Iran selbst; dass West und Ost (Stichwort: China) gleichermaßen von Irans
Schätzen abhängig sind, das bedeutet für den Iran selber entweder,
falls er vom Export dieser Schätze auch selbst profitieren darf, den großen Aufstieg oder den tiefen Abstieg, wenn nicht gar Untergang. Vermeidbar ist diese letztere Alternative nur
dann, wenn sich das Land äußerem Zwang widersetzen kann. Dazu bedarf es
entweder eines verlässlichen (= eines auf Eigeninteresse beruhenden) Schutzes
Dritter oder eines hinreichend starken eigenen
Abschreckungspotentials. Optimal wäre beides.
China wäre der ideale Partner für
ersteres – und in der Tat hat der Iran mit keinem anderen Land in den letzten
Jahren seine ökonomischen und sonstigen Beziehungen derart stark forciert. Aber
noch ist China nicht stark genug für einen Ressourcen-Krieg mit den USA.
Bleibt also nur die zweite Alternative. Iran braucht ein
eigenes Abschreckungspotential. Also – trotz aller gegenteiligen Erklärungen: Iran braucht, des Schutzes seiner eigenen Interessen
wegen, die Bombe. Der Iran wäre dumm, wenn er diese
Schlussfolgerung nicht zöge. Also …
(Eine Grundsatzfrage an die internationale Politik: Inwieweit dürfen starke Staaten von den schwächeren Staaten Dummheit verlangen?)
1.2.4
Zu beachten ist ferner: Die Sicherheitslage des Iran
hat sich in den letzten Jahren radikal verschlechtert.
Der Iran sieht sich nicht nur von US-dominierten Mächten eingekreist; dem ist
tatsächlich so.
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Afghanistan und Pakistan im Osten, der Irak und Kuwait
im Westen. Im Nordosten das instabile Turkmenistan; im Nordwesten der
NATO-Staat Türkei, ein kleiner Zipfel von Armenien und Aserbaidschan, dessen
Öl- und Gasvorkommen bereits ebenfalls weitgehend unter Führung westlicher
Firmen ausgebeutet werden; im Süden, jenseits des Persischen Golfes,
schließlich Saudi-Arabien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und der
Oman.
1.2.5
Zudem: In der Region gibt es schon zwei andere Atommächte, ohne dass deren Überschreiten der
atomaren Schwelle viel Aufsehen mit sich gebracht hätte. Der direkte Nachbar
Pakistan – und Israel. Weshalb sollte dem auf seine Geschichte mit Recht immer
noch stolzen Land Persien/Iran zugemutet werden, dass es nach einer anderen
Elle gemessen wird als diese zwei anderen Länder?
1.2.6
Und schließlich: Iran und Israel sehen sich
gegenseitig – trotz wirtschaftlicher Kooperationen – als Feinde.
Israel ist eine Atommacht auf hohem technischen Niveau. Iran besitzt bisher
nichts auch nur annähernd Vergleichbares. Das wechselseitige Bedrohungsverhältnis ist extrem
asymmetrisch. Was die MVW-Kapazitäten angeht,
so ist Israel für Iran eine viel größere Bedrohung als umgekehrt.
1.3 Die Schlussfolgerung – und wer diese zieht
1.3.1 Auf beiden Seiten geht es um ‚lebenswichtige' Interessen. Diese sind diametral verschiedene. Also …
Also was? Die Antwort der mächtigeren Seite kann nach deren
Logik nur heißen: Bomben auf den Iran!
1.3.2
Die mächtigere Seite: Das sind die USA und deren Verbündete, also die NATO-Staaten
(mit Sicherheit auch in diesem Krieg Großbritannien wieder in der ersten Reihe)
und auch einige andere demokratische wie nicht-demokratische Freunde im
globalen Antiterror-Krieg. Und, neben den USA, vor allem Israel.
Verständlicherweise, wie schon in 1.1.6 oben betont.
Wer wird die ersten Angriffe starten? Den irakischen Atommeiler
Osirak hatte Israel im Juni 1981, als der Irak an der
gleichen atomaren Schwelle gestanden haben soll wie jetzt bzw. in Bälde der
Iran, im Alleingang bombardiert. Die Sache im Iran wird von einem größeren
Kaliber sein müssen. Die Rede ist immerhin von circa 30 ‚in Frage kommenden'
Anlagen. In dem über einschlägige Bombardierungs-Planspiele in den USA
berichtenden Artikel
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1.3.3
Nicht, dass Israel zu einer so großen militärischen Aktion nicht auch selbst in
der Lage wäre; es könnte zweifellos auch viel größere Aufgaben meistern.
Trotzdem: Es wäre schlicht unvernünftig, wenn Israel die iranischen
Vergeltungsmaßnahmen auf sich allein zöge. Also werden die USA von Anfang an
beteiligt sein – bzw. die Erstschläge, live u.a. in
CNN, vielleicht gar alleine durchführen. Für letzteres spräche, dass die
amerikanische Eskalationsdominanz … nun ja, ab hier lässt sich nur spekulieren.
(Was manchmal durchaus empfehlenswert sein kann.)
2. Krieg – und zwar pronto!
2.1
Alle obigen Gründe sind zugleich Gründe für einen Angriff
möglichst bald. Die Pro-Angriffs-Gründe von 1.1 ohnehin; aber auch
einige der Gründe, die aus iranischer Sicht für eine Forcierung ihres
Atomprogramms – und damit eo ipso auch für eine Forcierung von dessen
Verhinderung – sprechen. So zum Beispiel auf jeden Fall das geostrategische
Argument 1.2.3.
Verfügt ein Land erst einmal über Massenvernichtungswaffen
(MVW), wird damit das Risiko eines Angriffs für den
Angreifer selbst – bisher jedenfalls – unvergleichlich
größer, wenn nicht gar unkalkulierbar. Angriff ist dann – bisher
zumindest - keine Option mehr. (Siehe Nordkorea.) Also …
2.2
Ab wann wird der Iran, falls man seine nuklearen
Kapazitäten nicht blockiert, über MVW verfügen?
Hierüber gehen die zugänglichen Ansichten erheblich auseinander. Den einen
Quellen zufolge kann das noch Jahre dauern. Nach der Washington Post vom
02.08.2005 etwa bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts. Nach anderen, vor allem
Die Vernunft sagt: Je größer die Gefahr ist, die jemandem
droht, wenn er abwartet, umso vernünftiger ist es für ihn, nicht
länger abzuwarten; und bei maximaler Gefahr ist es am Vernünftigsten,
überhaupt nicht mehr abzuwarten. Nun ist aber aus der Sicht Israels und der USA
die von iranischen MVW ausgehende Gefahr – egal ob direkt oder über die
iranischen Terror-Connections – eine megagroße. Also …
2.3
Nach dieser Logik müsste eigentlich gelten: Der Countdow läuft bereits. Oder wie es in irgendeinem ZEIT-Artikel schon auf den Irak-Krieg bezogen so treffend
geheißen hatte: Der Autopilot ist auf Angriff gestellt.
So ist es; wir fliegen erneut in der gleichen Maschine.
3. Die Kriegsvorbereitungen
Kriege, wie alle menschlichen Aktivitäten, haben zwei Seiten.
Eine mentale und eine physische bzw. materielle. Das gilt auch für die Kriegsvorbereitungen (
Für den Iran-Krieg sind diese bereits sehr weit gediehen. Die
materiellen Vorbereitungen sind schon seit Mitte 2005 so gut wie abgeschlossen.
Die mentalen kommen zunehmend in Fahrt. Die noch nötigen mentalen
Kriegsvorbereitungen laufen auch für diesen Krieg fast wie von selbst.
3.1 Die Kriegs-Hardware
3.1.1
Amerikas Streitkräfte sind, was ihre Zerstörungskraft angeht, trotz all ihrer
zunehmend deutlicher werdenden 'menschlichen' Schwächen immer noch stärker als
die Streitkräfte der 10 bis 20 nächst stärkeren Staaten zusammengenommen. Ein
paar Knopfdrücke zum Beispiel auf einem Laptop in Nebraska – und der Iran von
morgen wäre, um frühere US-Drohungen in ähnlichen Lagen zu zitieren, ein Land
aus der Steinzeit. Auch Israel alleine könnte mit seinen schätzungsweise 200
Atombomben eine solche Zeitverschiebung zweifelsohne technisch problemlos
bewältigen.
Aber das ist nicht das Ziel. Noch nicht jedenfalls. Noch geht
es ‚nur' um die militärische Blockierung einer – zumindest potentiell
in Richtung Atomwaffenproduktion laufenden – Weiterentwicklung der iranischen
Nuklearindustrie.
3.1.2
Wichtige Teile dieser Industrie liegen auch im Iran unter der Erde. Um auch
diese Ziele treffen und zerstören zu können, braucht es spezielle Waffen. Diese
gibt es inzwischen; Prototypen dieser BBBs – dieser
"bunker-buster bombs"
- wurden schon im Afghanistankrieg ‚getestet' und im Irakkrieg nachhaltig
verbessert. Zwischen Ende 2004 und Juni 2005 soll Israel etwa 500 BBBs von den USA geliefert bekommen haben (
3.1.3
Der Iran-Krieg verspricht uns eine Neuauflage des
Irakkrieges von Bush Senior bzw. des NATO-Krieges gegen Jugoslawien (des
Kosovo-Krieges). Ein reiner Luftkrieg mit einer Serie
präzise platzierter ,chirurgischer Luftschläge'. Ein ‚sauberer' Krieg also:
kein einziger Angreifer wird iranischen Boden betreten müssen. Tote? Natürlich
einige Collateral-Tote; aber die sind keine Toten von
uns.
3.2 Die Kriegssoftware. Komponente 1: die Kriegsstrategie
3.2.1
Das strategische Konzept hinter dem Iran-Krieg entspricht genau den
Kriegsgründen von 1.1 oben. Die Blaupause des Ganzen ist erneut die zwar schon
lange vor dem 11. September 2001 vorbereitete, aber erst in dessen Schatten zum
ersten Jahrestag dieses Ereignisses (September 2002) offiziell in Kraft
gesetzte
3.2.2
Die zentrale Zielsetzung dieser Strategie:
"Prevent
Our Enemies from Threatening Us, our Allies, and Our Friends with Weapons of
Mass Destruction."
Bitte genau lesen: Zu verhindern ist laut dieser Strategie
nicht nur der Einsatz von MVW von Seiten der Feinde – das wäre nichts Neues; zu
verhindern gilt es nach ihr bereits die Drohung mit
einem solchen Einsatz – was in dem Strategiepapier dann auch konsequent so
präzisiert bzw. erweitert wird, dass allein schon die bloße Möglichkeit zu einer Drohung mit einem solchen Einsatz für
die USA einen casus belli darstellt.
3.2.3
Die Atom-Politik des Iran ist ein solcher Fall. Und zwar völlig unabhängig
davon, ob der Iran tatsächlich eine atomare
Bewaffnung anstrebt oder nicht. (NB: Beweise liegen auch diesmal bislang keine
vor. Aber wie gesagt: Dumm ist der Iran wahrscheinlich nicht.)
3.2.4
Diese Strategie liefert jedem Strategen, der auf Präemptiv-Angriffe
setzt, Rechtfertigungen, die für ihn, den Strategen, mit einem ungeheuren
begrifflichen Vorteil verbunden sind: Das Herzstück dieser Kriegsanleitung sind
Möglichkeitsbehauptungen; und solche Behauptungen
lassen sich in der Realität kaum widerlegen. (Auch wenn man einer Krake alle
Fangarme abgetrennt hat; ist es immer noch möglich, dass sie neue entwickelt.) Der
letztlich einzig sichere Weg, die Entwicklungsmöglichkeiten eines anderen
einzuschränken, ist der, ihm jede Entscheidungsfreiheit über sein Tun und
Lassen zu nehmen, kurz, ihn voll und ganz unter die eigene Kontrolle zu
bringen. So verstanden gilt: die "New Security Strategy" der USA präsupponiert
den Anspruch auf Weltherrschaft. Dieser Anspruch soll auch in diesem Iran-Krieg
durchgesetzt werden.
3.3 Die Kriegssoftware. Komponente 2: die Kriegspräsentation
3.3.1
Der Countdown für den Krieg läuft. Nun ist aber ein Kriegs-Countdown schon
selbst ein Teil des Kriegs, vielleicht sogar dessen wichtigster. Also: Der Irankrieg hat schon begonnen. Alle weiteren
Countdown-Elemente sind bereits Teil der psychologischen Kriegsführung.
3.3.2.
Der einzige Punkt, der – über den notwendigen Kriegspropagierungs-Vorlauf
hinaus – noch einen Aufschub des Bombardements mit sich bringen dürfte: Noch
brauchen die USA den Iran als Stabilisator im Schiiten-Sektor des Irak. Wird er
dafür, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr gebraucht, dann ...
spätestens dann. Aber das bringt für die Vorbereitungen allenfalls etwas mehr
Zeit, hebt deren Sinn und Notwendigkeit keineswegs auf.
3.3.3
Das wichtigste Kriegsziel in dieser ersten Phase ist die Maximierung
der Akzeptanz des Kriegs bei der eigenen Bevölkerung bzw. bei den
Verbündeten. Und für diese Maximierung muss ohnehin zuerst der Eindruck erzeugt
werden, man hätte nichts unversucht gelassen, um den Krieg zu verhindern. Die
Akzeptanz-Maximierung verlangt, dass sich beim Volk der Eindruck festsetzt, nun
sei der Krieg wirklich die ultima ratio.
Der Startschuss lautet wie immer: Es gibt keine
Alternative.
3.3.4
Was heißt das für uns alle – und so auch für Sie, liebe Leser? Dies:
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Seien Sie ab sofort grundsätzlich skeptisch gegenüber allen
Kriegsberichten – egal, woher diese kommen. |
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Gehen Sie auf Distanz! (Das geht nicht ohne Übung.) |
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Halten Sie sich von jeder Kriegshysterie fern! Vor allem
also: |
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Schalten Sie bei allen dramatischen TV-Kriegsinszenierungen
ab! |
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Greifen Sie lieber zu einem Geschichtsbuch; oder zumindest
zu den Videos aus der Zeit unmittelbar vor dem Start des Irakkriegs, März
2003. (Wenn Medien wirklich an Aufklärung interessiert wären, könnten sie uns
ja regelmäßig an diese erinnern!) |
|
Vergleichen Sie die Lügen von damals mit den Beschwörungen
von heute und morgen. |
|
Falls Ihnen die heutigen Statements nur allzu bekannt
vorkommen, so nehmen Sie einfach das Gegenteil an. Probieren Sie es! (Sie
werden zunächst erstaunt sein; schon ein paar Wochen später nicht mehr.) |
3.3.5
Ob wir wohl aus den letzten Kriegen für diesen neuen etwas gelernt haben?
Wahrscheinlich so gut wie nichts.
Sonst wüssten wir in etwa, was uns erwartet. Man braucht
jedenfalls nicht Hellseher zu sein, um zu prognostizieren, dass das Vorspiel
auch zu diesem Krieg den gleichen Regeln folgt wie beim letzten Mal.
Auf der Politbühne:
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Drohung mit der Befassung des Sicherheitsrats; Ausloten, inwieweit diese Drohung etwas
bewirkt. Offene oder verdeckte Beeinflussung auf die diversen SR-Mitglieder.
(Für die interessierte Öffentlichkeit ab diesem Punkt eine der spannendsten
Fragen: Wird es im SR zu einem Veto kommen oder nicht? Wetten werden
geschlossen. Ich würde wette: China wird sich verweigern. Siehe oben 1.2.3. ) |
x-fache Wiederholung von Schritt 1. |
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Tatsächliche Anrufung des SR –
falls Zustimmung wahrscheinlich; erste – noch ziemlich allgemeine -
Resolutionen. (Bei Veto: springe zu 5.) |
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Evtl. Wiederholung von Zug 3 mit verschärften
Resolutionen. |
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Bei Veto in 3 oder 4: Trotzdem Angriff
– plus Selbstermächtigung durch Berufung auf einen übergesetzlichen Notstand.
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Den Medien bringen die Wochen direkt vor einem Krieg
die höchstmöglichen Quoten. (Kluge Journalisten verfassen ihre späteren
Berichten schon jetzt.) Oberste Regel zur Produktion von Suspense-Spannung
für diese Zeit: Die allerwichtigste Frage (spätestens ab Schritt 4) muss
lauten: Wann beginnt das ‚große Spiel' wirklich?
Wiederum werden die Medien die allgemeine Spannung vor dem
Spiel ins fast Unerträgliche zu steigern wissen; bis die Zuschauer schließlich
regelrecht enttäuscht wären, wenn das ‚Spiel' dann doch noch abgeblasen werden
sollte.
Zynisch? Nein. Genau so war es im Februar/März 2003. Das
Drehbuch der damaligen Kriegsinszenierung war perfekt. Und wenn wir aus dieser
nicht schon gelernt haben, so doch sicher die Kriegsregisseure. Und die Medien
werden auch diesmal ihre Bestes tun.
Nachtrag
Die meisten Zeitgenossen, die an den Iran-Krieg immer noch
nicht glauben wollen, sind überzeugt, dass sich die USA wegen des Desasters im
Irak einen weiteren Krieg nicht leisten könnten. Dieses Argument hat leider
einige Schwachstellen:
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Amerikas Kriegsreserven sind noch keineswegs erschöpft.
Insbesondere die schlagkräftigsten Komponenten, die Kräfte für einen reinen
Luftkrieg, sind derzeit nicht ausgelastet. |
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Bush, Cheney und andere setzen im globalen Anti-Terrorkrieg
– und so auch im Irak – weiterhin auf (unsere Bereitschaft zum Glauben an)
den Endsieg. |
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Dieser Sieg ist aber, so die Unterstellung, ohne einen
Stopp der Entwicklung iranischer Atomwaffen nicht erreichbar. Und schließlich: |
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Weder die Kosten an Geld noch die an Menschenleben scheinen
die US-Administration besonders zu kümmern, viel mehr ihre abnehmende
Popularität. Was das beste Gegenmittel gegen einen solchen Schwund ist, das
ist bekannt: ein neuer Krieg. |
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Dieser ist auch notwendig, um die militärische
Glaubwürdigkeit der Supermacht wieder herzustellen. Die Irak-Scharte muss
ausgewetzt werden. Gerade mit Blick auf die anderen islamischen Länder. |
Also: Es gilt, was schon vor dem Irak-Krieg erklärt
worden war: Next station –
Iran.
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Eine spannende Einführung in die Hintergründe und das
Vorbereitungsprocedere des Iran-Kriegs Die beste Kriegs-kritische Quelle ist die von der |
|
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21802/1.html