UN-Sicherheitsratsmächte beraten über Iran-Atomstreit

Mi Jan 25, 2006 1:17 MEZ169

 

Wien/Moskau (Reuters) - Die Außenminister der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Deutschlands kommen Diplomaten zufolge am Montag zusammen, um ihre Differenzen im Atomstreit mit dem Iran beizulegen. China, Frankreich, Großbritannien, Russland, die USA und Deutschland wollten bei dem Treffen eine gemeinsame Position erreichen, hieß es in Diplomatenkreisen am Mittwoch in Wien. Der Iran steht im Verdacht, am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Die USA und die EU wollen den Streit von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) an den Sicherheitsrat überweisen, um mit der Möglichkeit von Sanktionen den Druck auf den Iran zu erhöhen. Russland und China wollen dagegen weiter eine Lösung auf IAEA-Ebene suchen.

Der Iran zeigte sich am Mittwoch offen für den russischen Kompromissvorschlag, Uran durch ein Gemeinschaftsunternehmen auf russischem Boden anzureichern. Sein Land stehe dem Angebot positiv gegenüber, zitierten die Agenturen Interfax und Itar-Tass den iranischen Chefunterhändler Ali Laridschani bei einem Besuch in Moskau. Sollte der Konflikt dagegen an den UN-Sicherheitsrat überwiesen werden, werde sein Land die industrielle Produktion von Uran aufnehmen.

RATSMITGLIEDER RINGEN UM GEMEINSAME POSITION

Der Iran hat stets argumentiert, mit der Nukleartechnologie nur den stark ansteigenden Energieverbrauch des Landes decken zu wollen. Aus Sicht der EU hat das Land aber zu wenig getan, um dies glaubwürdig zu belegen. Der Iran hatte jüngst die Forschungsarbeiten an atomaren Brennstoffen wieder aufgenommen. Deutschland, Frankreich und Großbritannien brachen ihre Gespräche mit dem Land ab und befürworten ein Einschalten des Sicherheitsrats. Der Rat kann Sanktionen gegen den Iran beschließen, wenn die fünf ständigen Mitglieder zustimmen. Russland und China äußerten sich bislang jedoch zurückhaltend.

Die IAEA wird am 2. Februar in einer Dringlichkeitssitzung über eine Überweisung beraten. Die "New York Times" berichtete aus Wien, Unterhändler der IAEA seien am Dienstag nach Teheran gereist, um Iran eine letzte Chance zur Kooperation mit der Behörde zu geben.

Der stellvertretende US-Außenminister Robert Zoellick sagte bei einem Besuch in China, in den Kernfragen des Atomstreits seien sich China und die USA einig. Bedenken habe China nur hinsichtlich der "Taktik und der Zeitplanung" geäußert. Die chinesische Regierung erklärte am Dienstag, der Vorschlag, den Sicherheitsrat zu befassen, werde geprüft, diplomatische Bemühungen würden jedoch bevorzugt. "Es gibt sicherlich immer noch Differenzen und die Dinge sind immer noch in Bewegung. Aber wir sind nicht so weit von einander entfernt", hieß es in den Diplomatenkreisen in Wien. "Wir müssen uns auf einen gemeinsamen Ansatz verständigen." Ob der russische Vorschlag eines Joint Ventures mit dem Iran auf der Tagesordnung steht, blieb unklar.



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