Eine Satellitenaufnahme der einst geheimen Atomanlage Natanz. Dort wurde mit der Urananreicherung begonnen.
Teheran/Jerusalem/Washington
- Ungeachtet scharfer internationaler Proteste hat sich der Iran entschlossen
gezeigt, sein Atomprogramm voranzutreiben.
Der stellvertretende Leiter der iranischen Atombehörde, Mohammad Saidi, kündigte am Mittwoch eine Urananreicherung in großem
Stil an, bei der bis zu 54.000 Zentrifugen zum Einsatz kommen sollen. Einen
Zeitrahmen dafür nannte Saidi nicht.
Gestern hatte Teheran bekannt gegeben, dass iranische Wissenschaftler erstmals
Uran angereichert haben. Dabei wurden nach offiziellen Angaben lediglich 164
Zentrifugen eingesetzt. Bis zum Jahresende sollen in Natanz
3000 Zentrifugen installiert werden. Präsident Mahmoud
Ahmadinejad hatte am Dienstagabend in einer
Fernsehansprache gesagt: "Ich erkläre förmlich, dass der Iran dem Klub der
Nuklearstaaten beigetreten ist."
Kritik aus Washington und Moskau
Der UNO-Sicherheitsrat hat den Iran am 29. März aufgefordert, die Arbeiten zur
Urananreicherung bis spätestens 28. April einzustellen.
Das Weiße Haus in Washington verurteilte die Teheraner Erklärung. Damit
isoliere sich das Regime nur noch mehr von der übrigen Welt, sagte der
US-Regierungssprecher Scott McClellan.
Auch das russische Außenministerium sprach von einem falschen Schritt.
Außenminister Sergej Lawrow warnte am Mittwoch aber
zugleich vor einer Dramatisierung der Lage und wandte sich noch einmal
entschieden gegen eine Militäraktion gegen den Iran. Ein Militäreinsatz würde
das Problem nicht lösen, sondern die Spannungen im Nahen Osten weiter anheizen,
zitierte die Nachrichtenagentur RIA-Nowosti Lawrow.
Der deutsche Außenminister Steinmeier sprach von "besonders unfreundliche
Signalen" aus dem Iran.
Fantasyland
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat
Medienberichte über detaillierte Angriffspläne der USA gegen den Iran als
Hirngespinste zurückgewiesen: "Es bringt einfach nichts, sich ins Fantasyland zu begeben."
http://www.kurier.at/ausland/1336766.php