1.Mai
Die iranischen
Arbeiterinnen und Arbeiter im Angesicht der Kriegsdrohung
Wie die weltweite Arbeiterklasse bereiteten sich auch die iranischen
Arbeiterinnen und Arbeiter für den 1. Mai vor. Der 1. Mai wird im Iran von der
Islamischen Regierung noch immer nicht als Tag den Arbeiter akzeptiert
und respektiert. Die iranischen Arbeiter verwandeln diesen Tag dennoch trotz
aller Schwierigkeiten in einen Tag der Solidarität und einen Tag des Kampfes um
ihre legitimen Forderungen.
Die iranischen
Arbeiter kämpfen um eine legale Gewerkschaft, um so für ihre Rechte
einzutreten. Dieses Vorhaben wird aber aufs Schärfste von der iranischen
Regierung und von Seiten des Kapitals unterdrückt.
Die iranische Regierung kennt die Organisationen der Arbeiter in einer freien
Gewerkschaft nicht an. Aus diesem Grunde werden die iranischen Arbeiter immer
wieder verhaftet, verurteilt, sie verlieren ihre Arbeitsplätze und werden
arbeitslos.
Am 1. Mai 2004 wurden Dutzende Arbeiter aus der Stadt Saghez
verhaftet. Nach 18 Monaten wurden fünf von ihnen zu langjährigen
Gefängnisstrafen verurteilt. Der Kampf ging aber weiter. Es wurden Komitees
gebildet, um diesen Urteilen entgegen zu wirken.
Am 1. Mai 2005 haben die iranischen Arbeiter verschiedene Großveranstaltungen
organisiert. Die Wirtschaftskrise im Iran und die Privatisierungswelle im Land
heizten die Proteste noch an. Die meisten Arbeiter im Lande verlangen eine
mehrprozentige Lohnerhöhung, entsprechend der Teuerungsrate im Iran. Nach einer
offiziellen Stellungsnahme wird ein Arbeiter, der weniger als 350,-- Euro im
Monat verdient, als arm bezeichnet. Viele iranische Arbeiter haben aber nur
einen Monatslohn von ca. 220 Euro,-- im Monat. Viele dieser Arbeiter müssen
sich mit Zeitverträgen über Wasser halten und ständig in Angst vor einer
Entlassung und der Arbeitslosigkeit leben. Dazu kommt, daß die Löhne in vielen
Betrieben nicht fristgerecht bezahlt werden. Arbeiterinnen und die
Kinderarbeiter müssen die meisten Ungerechtigkeiten ertragen. Nach bestimmen
Richtlinie der Regierung gelten in vielen Kleinbetrieben die Arbeitsgesetze
nicht. Die landesweiten Arbeiterproteste mit rund 1200 Streiks und
Protestbewegungen im Jahr 2005, zeigen die Unzufriedenheit unter der
Arbeiterklasse.
In diesen Protestbewegungen verlangen die Arbeiter die Freilassung von ihren
Gesinnungsgenossen und die Wiederanstellung von Kollegen, die ihre Stelle
verloren haben wie zum Beispiel die 300 Arbeiter der staatlichen Busbetriebe
(Scherkate Wahed). Sie fordern die Annullierung der
Zeitverträge, eine Lohnerhöhung gemäß der Inflation, das Verbot der
Kinderarbeit, Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen und vor allem die
Errichtung einer freien, überparteilichen und souveränen Arbeitergewerkschaft.
Das sind die wichtigsten Forderungen der iranischen Arbeiter, für deren
Durchsetzung sie am 1. Mai auf die Strasse gehen und kämpfen. Dabei hoffen sie
auf die internationale Solidarität von Arbeitern anderer Länder.
Als Folge des ständigen Kampfes der iranischen Arbeiter im vergangenen Jahr ist
deren Klassenbewußtsein angewachsen und ihre Forderungen gegenüber den
Kapitalisten haben sich verschärft. Die internationalen Beziehungen zu
Gewerkschaften und Arbeiteraktivisten in aller Welt haben sich belebt und die
iranische Arbeiterbewegung verzeichnet ein starkes Wachstum in ihren Reihen.
Ein Beispiel: Die Gewerkschaft der Busfahrer in Teheran (Scherkate Wahed) organisiert mit 8000 Mitgliedern die Hälfte aller
Teheraner Busfahrer. Diese Angestellten der Busgesellschaft haben in ihren
Kämpfen bewiesen, daß sie ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen wollen. Der
Vorsitzende der Gewerkschaft Mansur Esanlo befindet
sich immer noch im Einzelhaft. Noch immer sind 300
Arbeiter der Bußbetriebe wegen Teilnahme an einer Protestbewegung der letzten
Monate vom Dienst suspendiert. Aber die Arbeiterbewegung geht ihren Weg weiter.
Die Islamische Republik Iran beabsichtigt, die Bildung einer freien,
unabhängigen und souveränen Arbeitergewerkschaft um jeden Preis zu verhindern.
Es soll auch verhindert werden, daß solche Gedanken in die Betriebe und
Arbeitstätten kommen.
Durch die iranische Atomkrise, den internationalen Druck auf Iran und
die Kriegsdrohungen der US-Imperialisten und ihrer westlichen Verbündeten
einerseits sowie die reaktionäre Politik des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad und die hektischen Machenschaften des Klerus
zur Absicherung des Regimes andererseits stehen die iranischen Arbeiter und die
Studenten mehr denn je unter Druck, und benötigen internationale Solidarität.
Unabhängig von diesem Druck formiert sich der Widerstand im Iran.
Am 8. März diesen Jahres haben Frauen in Teheran und anderen Städten
Protestmärsche organisiert und in deren Verlauf die iranischen Arbeiter
unterstützt. Die Arbeiterbewegung ihrerseits hat ihre Solidarität mit den Frauen zum Ausdruck
gebracht und die iranischen Studenten waren mehr denn je aktiv.
Wir in Deutschland lebende Iraner, Verteidiger der Arbeiterbewegungen, die in
verschiedenen Komitees organisiert sind, gehen solidarisch Schulter an Schulter
mit iranischen und internationalen Arbeitern und begrüßen den 1.Mai als
internationalen Tag der Arbeit. Wir werden unsere Aktivitäten im Dienste der
Arbeiter und deren Protestbewegungen im Iran stellen.
Wir sind gegen Krieg, gegen jede Art von Militäraktionen und andere nicht
militärische Angriffe. Wir sind gegen Wirtschaftboykott. Wir sind gegen die
Politik der Imperialisten und deren Verbündete.
Wir sind aber auch gegen die Islamische Republik als Staat der Kapitalisten,
der Geschlechterapartheid und Unterdruckung demokratischer Freiheiten im Iran.
Wir meinen, um eine bessere Zukunft zu haben, gibt es keinen anderen Weg,
als daß wir als Volk unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen.
In diesen entscheidenden Augenblicken laden wir alle antikapitalistischen und
anti-imperialistischen Kräfte ein, die vom Imperialismus und dem islamischen
Regime unabhängige Bewegungen im Iran, insbesondere die Arbeiterbewegung zu
unterstutzen.
Es lebe der 1. Mai, der Tag der
internationalen Solidarität
21. April 2006-04-21
Unterschriften:
Unterstutzungskomitee mit iranischen Arbeitern –
Hamburg
Kanoon- Unterstutzungskomitte
mit iranischen Arbeitern – Köln
Einige der Verteidiger der Arbeiterbewegungen im Iran – Hannover
Solidaritäts Gruppe Arbeiterbewegung- Berlin.