Die Presse – 18.11.2013 | Von HELMAR DUMBS – Parallel zu den bekannten Stätten soll es ein ganzes System weiterer, geheimer Nuklearanlagen geben. Dies behauptet der oppositionelle Nationale Widerstandsrat. Die IAEA in Wien will die Informationen prüfen. Der Zeitpunkt der Enthüllung dürfte kein Zufall sein: Erst vor einer Woche haben der Iran und die Internationale Atomenergiebehörde IAEA einen „Fahrplan zur technischen Kooperation“ unterzeichnet, an diesem Mittwoch sollen die Genfer Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in eine neue Runde gehen, da veröffentlichte die verbotene iranische Oppositionsgruppe „Nationaler Widerstandsrat“ am Montag Details zu einem Militärkomplex, der ihrer Ansicht nach eine geheime Nuklearanlage beherbergt.
Die Anlage befindet laut dem “Widerstandsrat” in einem Tunnelsystem in der Nähe von Isfahan – nahe dieser Stadt wird auch eine offizielle Anlage zur Uran-Konversion betrieben – und sie soll nur Teil eines ganzen Systems solcher Anlagen sein, die entweder der Ausweitung des Nuklearprogramms dienen sollen, oder sozusagen als Sicherheitsreserve, falls andere Stätten entdeckt werden.
Anlage angeblich so gut wie fertig
Die Oppositionsgruppe bezieht sich auf zahlreiche Informanten in allen relevanten iranischen Institutionen, also den Revolutionsgarden, denen das Atomprogramm untersteht, dem Verteidigungsministerium und der iranischen Atomenergiebehörde. Aus diesen Quellen hat der “Widerstandsrat” erfahren, dass bereits 2005 mit dem Bau der Anlage begonnen wurde, und die Arbeiten an den Tunnels zu Jahresbeginn 2009 beendet wurden. Die Anlagen darin seien so gut wie fertig.
Es gebe zwei klare Hinweise, dass es sich tatsächlich um eine Nuklearanlage handle, sagte ein Mitglied der Oppositionsgruppe telefonisch zur DiePresse.com: Erstens sei der Bau unter der Ägide der “Organisation für Innovation und Forschung in der Verteidigung” entstanden, wobei es sich um des “Nervenzentrum” von Irans militärischem Atomprogramm handle. Zweitens sei die Anlage von exakt jener Firma gebaut worden, die auch die Nuklearanlage in Fordo errichtet hatte.
Die Internationale Atomenergiebehörde in Wien gab sich – wie schon in der Vergangenheit bei ähnlichen Gelegenheiten – äußerst zugeknöpft. Ja, man habe Informationen zu dieser Anlage erhalten, und man werde die Informationen prüfen, wie man das immer mache. Und, nein, man werde sich dazu nicht öffentlich äußern.
Hauptstreitpunkt: Der Reaktor in Arak
Teheran hat derweil Pflöcke für die Verhandlungen am Mittwoch eingeschlagen: Es werde keinen Stopp der Uran-Anreicherung und keine Schließung des Reaktors in Arak geben, sagte ein mit der Materie befasster Abgeordneter. Am letzten Punkt waren die Verhandlungen in Genf vor zehn Tagen gescheitert, vor allem Paris fordert weiter einen Baustopp in Arak, wie Präsident Francois Hollande bei einem Besuch in Israel am Montag sagte. Der Regierung in Jerusalem sind die Verhandlungen ein Dorn sie fürchtet, dass der Westen dem Iran für geringe Gegenleistungen zu große Zugeständnisse machen könnte.