Iranischem Rapper droht die Todesstrafe

27.November 2022-Zeit-Online- Toomaj Salehi hat die Gewalt des Regimes gegen Demonstranten kritisiert. Nun wird er als “Feind Gottes” angeklagt – im theokratischen Iran ein Kapitalverbrechen.

Dem iranischen Rapper Toomaj Salehi droht wegen regimekritischer Äußerungen die Hinrichtung. Laut einem Bericht des iranischen Justizportals Misan Online wurde Salehi als “Feind Gottes” angeklagt. Einer Anklageschrift zufolge, die einem Gericht in Isfahan zugestellt worden sei, werde dem Musiker außerdem “Korruption auf Erden” und die Verbreitung von “Lügen im Internet sowie Propaganda gegen den Staat” vorgeworfen.

Darüber hinaus habe Salehi “illegale Gruppen gebildet und angeführt und zur Gewalt aufgerufen, mit dem Ziel, in Zusammenarbeit mit einer feindlichen Regierung die Sicherheit des Landes zu untergraben”.”Korruption auf Erden” gehört zu den schwerwiegendsten Anklagen im Rechtssystem der Islamischen Republik.

Staatsmedien verbreiten offenbar erzwungenes Geständnis Salehis

Salehi hatte Ende Oktober im Gespräch mit dem kanadischen Sender CBC das Vorgehen der iranischen Behörden gegen die Protestbewegung heftig kritisiert. Es handele sich um eine Mafia, die bereit sei, “eine ganze Nation zu töten, um ihre Macht, ihr Geld und ihre Waffen zu behalten”, sagte er.

Kurz darauf wurde der Rapper festgenommen. In einem Video, das Staatsmedien Anfang November verbreiteten, gestand er dann “einen Fehler” ein; Aktivisten glauben allerdings, dass es sich um ein erzwungenes Geständnis handelt.

Im Iran gibt es seit Mitte September landesweit Massenproteste gegen das islamistische System. Auslöser der Proteste war der Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam. Gegen Protestbewegungen gehen die iranischen Behörden mit großer Brutalität vor. Nach UN-Angaben wurden seit Beginn der Aufstände bereits mehr als 300 Menschen getötet sowie 14.000 Menschen festgenommen. Die iranische Justiz hat nach offiziellen Angaben sechs Todesurteile verhängt. Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Ebrahim Raissi machen das Ausland für die Proteste verantwortlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.