Mittwoch, 21.05.2014 – SpiegelOnline- Teheran – Pharrell Williams' Song "Happy" ist ein globaler Hit. Hobbyfilmer in vielen Teilen der Welt haben das Gute-Laune-Video zu dem Lied auf den Straßen ihrer Stadt nachgetanzt, ob in Peking oder an der Uni Marburg. Nichts anderes haben nun sechs iranische Jugendliche getan – doch sie sind im Gefängnis gelandet.
Drei junge Männer und drei junge Frauen aus Teheran hatten ihre Version von "Happy" aufgenommen und den Clip auf YouTube gestellt. Die Frauen tanzten dabei unverschleiert – und prompt wurden die sechs Jugendlichen von der Sitten- und Internet-Polizei identifiziert und festgenommen.
Nach der Veröffentlichung eines "vulgären Clips im Cyberspace", der gegen die "öffentliche Sittsamkeit" verstoße, seien alle Beteiligten ermittelt und festgenommen worden, meldete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf die Teheraner Polizei. Die sechs Festgenommenen hätten ihre "kriminellen Taten" gestanden. Ein Videoclip zeigt offenbar, wie sie von der Polizei verhört werden.
Video gelöscht – andere Nutzer laden Kopien hoch
Ihr "Happy"-Video wurde entfernt, doch nun haben andere Nutzer Kopien der Teheran-Version von "Happy" hochgeladen. Auf Twitter machten zahlreiche Nutzer unter dem Hashtag #FreeHappyIranians auf das Schicksal der Jugendlichen aufmerksam. Die "BBC" berichtete am Abend, dass die Jugendlichen nach Informationen der International Campaign for Human Rights in Iran (ICHRI) wieder freigelassen worden seien. Ohne Bezug auf die Festnahmen twitterte der iranische Präsident Hassan Rouhani einen Beitrag, den er bereits vor rund einem Jahr getwittert hatte: "#Happiness is our people's right. We shouldn't be too hard on behaviors caused by joy." ("#Glück ist das Recht unseres Volkes. Wir sollten nicht allzu hart gegenüber Verhaltensweisen sein, die durch Freude passiert sind.")
Laut iranischen Gesetzen sind westliche Popmusik, gemeinsamer Tanz unverheirateter Männer und Frauen sowie öffentliches Auftreten der Frauen ohne Schleier verboten. Auch das Internet wird in Iran massiv überwacht, der Zugang zu YouTube ist untersagt. Die eigens gebildete "Moralpolizei" wacht darüber. Internationale Beobachter üben regelmäßig Kritik an der Menschenrechtslage im Land.
Kürzlich startete eine iranische Journalistin eine Facebook-Kampagne, in der sie Landsfrauen aufruft, sich unverschleiert zu fotografieren..
fab/AFP/dpa
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