28.10.2014-Contra-Magazin- Von Marco Maier: Weil sie sich offenbar nicht genügend verschleiern, werden immer wieder Frauen in Isfahan und Teheran zum Ziel von Säureattacken. Dagegen regt sich zunehmend Unmut in der Bevölkerung. Präsident Rohani verurteilt die Attentate.
Von Marco Maier: Sie fahren mit Motorrädern durch Isfahan und Teheran und suchen sich gezielt Frauen heraus, die ihr Gesicht nicht ordentlich verschleiert haben. Danach kippen sie den Frauen Schwefelsäure ins Gesicht. Bislang sind die Täter noch unbekannt, doch man geht davon aus, dass es sich hierbei um Mitglieder der Gruppe Ansar al-Hisbollah handelt – eine paramilitärische Gruppe, die vor einem Monat proklamiert hatte, dass man künftig wieder für mehr Sitte und Moral vor allem bei Frauen, Akademikern und Demonstranten sorgen werde.
Doch gegen diese Angriffe regt sich zunehmend Widerstand in der Bevölkerung. Mehrere Tausend Menschen demonstrierten am vergangenen Wochenende vor dem Justizgebäude in Isfahan gegen die Säureattacken. „Stoppt Gewalt gegen Frauen“ und „Stoppt die Säureattentate“ stand auf ihren Plakaten. „Wir wollen keine Moral per Schwefelsäure!“, skandierten die Menschen und „Tod den Extremisten!“ Auch auf der Facebook-Seite "My Stealthy Freedom" (von der auch das Bild links stammt) zeigt sich der Protest gegen die radikalen Verschleierungsfanatiker und die Säureattacken. Fast 700.000 Menschen bezeugten mit einem "Like" der Seite schon ihre moralische Unterstützung für die Anliegen der iranischen Frauen.
Präsident Hassan Rohani verurteilte die Attentate scharf und wies das Innen- und Justizministerium sowie den Geheimdienst an, alles zu tun, um die Täter zu finden. Vizepräsidentin Massoumeh Ebtekar besuchte eines der Opfer im Krankenhaus. Justizchef Ayatollah Sadeq Larijani ernannte seinen Vize zum Sonderermittler. Doch die Bemühungen Rohanis und seiner Getreuen stehen auf wackligen Beinen. So versucht das konservative Establishment den liberaleren Kurs des Präsidenten zu sabotieren, mit dem der Iran aus der internationalen Isolation geholt werden soll.
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