22. Januar 2017, Süddeutsche Zeitung – Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll Nazanin Zaghari-Ratcliffe einen “sanften Sturz der Islamischen Republik” vorbereitet haben. Ein Gericht in Teheran hat eine seit zehn Monaten im Iran inhaftierte Britin zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Das gab Justizsprecher Gholamhussein Mohseni Edzehi nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars in Teheran bekannt.
Nazanin Zaghari-Ratcliffe wurde im April 2016 wegen Spionage- und Umsturz-Vorwürfen verhaftet und sitzt seitdem im Gefängnis. 45 Tage soll sie davon in Isolationshaft verbracht haben, sagt ihr Ehemann. Zaghari-Ratcliffe, die Mitglied einer britischen Journalisten-Stiftung ist und auch die iranische Staatsangehörigkeit besitzt, arbeitet als Projektmanagerin für die Thomson Reuters Stiftung.
Im März des Vorjahres besuchte sie ihre Familie in der südostiranischen Stadt Kerman. Als sie Anfang April nach England zurückkehren wollte, wurde sie am Flughafen in Teheran verhaftet. Der Pass ihrer zweijährigen Tochter wurde eingezogen, das Mädchen lebt seitdem bei seinen Großeltern.
Ehemann nennt Vorwürfe “völlig absurd”
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll die 37-jährige Zaghari-Ratcliffe versucht haben, sich für westliche Geheimdienste in das iranische politische System einzuschleusen. Die Nachrichtenagentur Misan berichtete, Zaghari-Ratcliffe soll an einem “sanften Sturz der Islamischen Republik” beteiligt gewesen sein, in dem sie ein “feindliches Netzwerk” mit Verbindungen ins Ausland unterstützt habe mit dem Ziel, die Regierung zu “stürzen”. Außerdem soll sie mit einem britischen Spion verheiratet sein.
Die Stiftung, für die Zaghari-Ratcliffe arbeitet, bezeichnete die Vorwürfe schon im Juni 2016 als haltlos: Die 37-Jährige habe bei ihrer Arbeit nichts mit dem Iran zu tun. Auch Zaghari-Ratcliffes Ehemann, ein britischer Wirtschaftsprüfer, sagte in einem BBC-Bericht, die Vorwürfe gegen seine Frau seien “völlig absurd”. Seine Frau habe mit der gemeinsamen zweijährigen Tochter nur ihre Familie im Iran besuchen wollen.
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