18.12.2017- die Presse – Das iranische Staatsfernsehen hat ein angebliches Geständnis des wegen Spionage zum Tode verurteilten Wissenschaftlers Ahmadreza Jalali ausgestrahlt. In dem 17-minütigen Beitrag, der vom Geheimdienstministerium vorbereitet wurde, bestätigte der Mediziner die Vorwürfe der Justiz gegen ihn: Er habe ausländischen Geheimdiensten Informationen über zwei iranische Atomforscher ausgehändigt, die später ermordet worden waren.
In dem Filmbeitrag vom Sonntagabend wird Jalali als Verräter und Zuträger des israelischen Geheimdienstes Mossad bezeichnet. Inwieweit die Aussagen unter Zwang zustande kamen, ließ sich nicht feststellen. Früher hatte Jalali die Spionage-Vorwürfe zurückgewiesen und argumentiert, Irans Geheimdienste wollten sich an ihm rächen, weil er während seines Europa-Aufenthalts eine Zusammenarbeit mit ihnen abgelehnt habe. Vor seiner Festnahme im Iran im August 2016 war der Notfallmediziner Jalali Gastprofessor an der Vrije Universiteit in Brüssel.
Im Oktober war Jalali zum Tode verurteilt worden, das Oberste Gericht bestätigte inzwischen das Urteil. Die EU kritisierte es scharf und steht nach eigenen Angaben wegen des Falls in Kontakt mit den iranischen Behörden, wie eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini am Montag in Brüssel sagte.
In den Jahren 2010 bis 2012 waren im Iran fünf Wissenschaftler bei Bombenanschlägen und bewaffneten Angriffen ums Leben gekommen. Die Islamische Republik warf Israel und den USA vor, hinter den Taten zu stecken. Jalali wurde vorgehalten, dem Mossad Informationen zugeleitet zu haben, die damals zur Ermordung der beiden iranischen Atomwissenschaftler Majid Shahriari und Masoud Ali Mohammadi durch einen Bombenanschlag geführt hätten.
(APA/AFP)
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