So lockte der Geheimdienst den Spion in die Falle

Über mehr als ein Jahr beobachtete der Militärgeheimdienst MAD einen Bundeswehrübersetzer, der für Iran spioniert haben soll. Am Ende überführten die Fahnder den mutmaßlichen Verräter mit einem Täuschungsmanöver.

Militärischer Abschirmdienst (MAD) in Köln (Archivbild)

Mittwoch, 16.01.2019 – Spiegel online-Von Matthias Gebauer und Fidelius Schmid

Die Enttarnung und Festnahme eines mutmaßlichen Spions aus den Reihen der Bundeswehr gelang nur nach einem Hinweis aus dem Ausland. Nach SPIEGEL-Informationen erhielt der Militärische Abschirmdienst (MAD) im Frühjahr 2017 von einem befreundeten Nachrichtendienst die Warnung, dass Iran einen Informanten in der Bundeswehr führe und so an geheime Informationen aus der Truppe gelangen könnte.

Der befreundete Dienst – hinter der Formulierung steckt oft die CIA – lieferte allerdings keine Hinweise auf die Identität des Spions in den Reihen der Bundeswehr. Erst durch eine MAD-Operation gelang es, den Deutsch-Afghanen Abdul Hamid S. als Verdächtigen zu identifizieren. Der 50-Jährige, der seit den Zweitausenderjahren als Dolmetscher für das Kommando Strategische Aufklärung (KSA) in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun tätig war, wurde am Montag in Bonn festgenommen.

Auffällige Reisebewegungen

Die Identifizierung des Verdächtigen gestaltete sich schwierig, da den Deutschen weder ein Name noch eine Bundeswehreinheit übermittelt worden war. Dem MAD gelang es erst in mühsamer Kleinarbeit, den mutmaßlichen Spion zu enttarnen. Abdul Hamid S. geriet wegen seiner auffälligen Reisebewegungen ins Visier: Er reiste regelmäßig zeitgleich mit einem bekannten Führungsoffizier des iranischen Geheimdienstes in bestimmte Städte in der EU. Am Ende zählte der MAD 19 dieser verdächtigen Reisen.

Um S. zu überführen, spielte der MAD mit gezinkten Karten. Unauffällig schob man dem Dolmetscher in der Kaserne immer wieder vermeintlich brisante und geheime Informationen oder Dokumente zu. Der Trick gelang: Kaum hatte S. die fingierten Infos erhalten, meldete er sich bei seinem iranischen Führungsoffizier und bat um ein Treffen. Im Frühjahr 2018 waren sich die MAD-Agenten so sicher, dass sie den Fall und die gesammelten Indizien an den Generalbundesanwalt meldeten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.