09.02,2018 – Mena-Watch -Von Thomas von der Osten-Sacken – Wie kann man den Schrecken von vierzig Jahren islamischer Revolution im Iran treffend in Zahlen zusammenfassen? Den Reportern ohne Grenzen (RSF) scheint dies anhand von Dokumenten, die ihnen zugespielt wurden und die sie in den letzten Monaten ausgewertet haben, recht gut zu gelingen. RSF zufolge wurden seit 1979 alleine im Großraum Teheran 1,7 Millionen Menschen inhaftiert, darunter 860 Journalisten. Bei der Präsentation dieser Zahlen erklärte Christophe Deloire, der Leiter der Organisation:
„Die bloße Existenz dieser Akte und ihre Millionen von Einträgen zeigen das Ausmaß der Verlogenheit des iranischen Regimes über Jahre hinweg. Das Regime sagte stets, dass in iranischen Gefängnisse keine politischen Gefangenen oder Journalisten einsitzen. Darüber hinaus zeigt die Akte die unterbitterlichen Machenschaften des Regimes, welches seit 40 Jahren sowohl Männer als auch Frauen für ihre Meinung oder ihre Berichterstattung verfolgt (…) Sie enthüllt einige zuvor nicht offengelegte Informationen, sagte RSF. ‚Nach monatelanger Überprüfung haben wir in diesen Akten 1,7 Millionen Fälle für den Zeitraum von 1979 bis 2009 ermittelt, worunter sich mindestens 61.940 politische Gefangene befanden – und das allein in Teheran‘, sagte Deloire. Von diesen seien insgesamt 520 Personen zwischen 15 und 18 Jahre alt gewesen, sagte er.
Deloire sagte, die Akten seien Zeugnisse der ‚unerbittlichen Machenschaften‘ des iranischen Regimes, welches ‚Männer und Frauen wegen ihrer Meinung oder ihrer Berichterstattung verfolgt‘. Von den 61.924 Frauen waren 218 Journalistinnen. RSF leitet die ‚staatlichen Lügen‘ an die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet weiter, ‚damit der Iran zur Rechenschaft gezogen werden kann‘. (…)
Reporter ohne Grenzen berichtet, dass im Iran seit 39 Jahren eine unerbittliche staatliche Kontrolle der Nachrichten und Informationen stattfindet. Laut dem World Press Freedom Index 2018 belegt das Land Platz 164 von insgesamt 180 Nationen. (…) Der Iran bedient sich verschiedener Methoden, wie ‚Einschüchterung, willkürlichen Verhaftungen und langen Gefängnisstrafen, die nach den unfairen Gerichtsverhandlungen durch Revolutionsgerichte verhängt werden. Den Medien, die sich immer noch wehren, fehlt es zunehmend an Ressourcen, um frei und unabhängig zu berichten.‘
Der letzte Shah des Iran ließ das Evin-Gefängnis in Nord-Teheran errichten, um dort seine inhaftierten Gegner zu verwahren. Auf seinem Höhepunkt, nach der Revolution von 1979, waren bis zu 15.000 Gefangene in dem Gefängnis inhaftiert.“
Natürlich weiß jeder, der sich sich auch nur ein wenig auskennt, um die Lage in iranischen Gefängnissen, die seit Jahren völlig überfüllt sind und in denen katastrophale Zustände herrschen. Allein der Name Evin, wie die gefürchtete Haftanstalt in Teheran heißt, verbreitet im Iran Angst und Schrecken. Und doch zeigen die von RSF präsentierten Zahlen einmal mehr, wie es um die Islamische Republik bestellt ist.
Leider allerdings werden sie vermutlich keinen einzigen europäischen Politiker davon abhalten, weiter den Mullahs in Teheran die Hand zum Dialog auszustrecken
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