Weil er auf einem Album Frauenstimmen einsetzte, steckte das iranische Regime den Musiker Mehdi Rajabian jahrelang ins Gefängnis. Heute ist er im Hausarrest und arbeitet trotzdem an neuen Aufnahmen.
02.12.2020, Der Spiegel- Ein Interview von Arno Frank – Ajatollah Khomeini mochte keine Musik. Er hielt sie für »eine Droge«, die den Menschen von »wichtigen Tätigkeiten abhält. Wir müssen sie komplett eliminieren«. Nach 1979 war in Radio, Fernsehen und der Öffentlichkeit nur noch revolutionäre oder religiöse Musik erlaubt. Es soll sogar Razzien gegeben haben, um Instrumente in den Dörfern zu zerstören.
Die lange Tradition persischer und iranischer Musik, wie etwa jene des Sufismus, ließ sich damit nicht unterbrechen. Menschen bastelten sich eigene Instrumente und begannen, wieder Lieder zu schreiben. Ab 2000 blühte die populäre Szene wieder auf, wenn auch meistens hinter verschlossenen Türen in den größeren Städten. Das Internet befördert den Austausch im Untergrund, es gibt Rock, Rap, Tanzmusik und auch traditionellen Folk. Junge Musik, die von einem anderen Iran erzählt. Das macht sie in den Augen der religiösen Autoritäten gefährlich. Seit etwa zehn Jahren versucht das Regime, diese kulturelle Blüte wieder zurückzudrängen.
Mehdi Rajabian, 31, ist eine der wichtigsten Stimmen dieser verbotenen Kultur. Sein letztes Album, »Middle Eastern«, versammelt Stile und Stimmen aus dem ganzen Nahen Osten – darunter auch weibliche. Für die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen wurde er 2013 erstmals verhaftet, verhört und für drei Monate in Einzelhaft gesteckt.
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