29.10.2022-ORF- Die iranische Polizei setzt einem Medienbericht zufolge Drohnen ein, um die systemkritischen Proteste zu kontrollieren. Nach Angaben der Nachrichtenagentur TASNIM – die als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden gilt – sollen die Drohnen besonders den Spezialeinheiten dabei helfen, das Geschehen effektiver zu beobachten und auch von Demonstrierenden selbstgebastelte Bomben ausfindig zu machen. Um welche Drohnen es sich bei den Polizeieinsätzen handelt, ließ TASNIM offen.
Die Polizei und Sicherheitskräfte behaupten, dass die Demonstrierenden vermehrt mit Molotowcocktails öffentliche Einrichtungen in Brand setzen. Auch seien einige von ihnen bewaffnet und hätten in den vergangenen Wochen mindestens 27 Sicherheitskräfte getötet. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Beobachtende sehen Gewaltbereitschaft aufseiten der Demonstrierenden jedoch als eine Reaktion auf das brutale Vorgehen der Polizei.
Drohung in Richtung der Regierungsgegner
Die Revolutionsgarden hielten sich bisher offiziell mit einem Einsatz gegen die Proteste zurück. Nun sprach der Kommandeur der in der Islamischen Republik mächtigen Organisation, Hussein Salami, aber eine offene Warnung aus: „Geht nicht mehr auf die Straßen. Heute ist der letzte Tag der Unruhen“, sagte er in Richtung der Regierungsgegner.
Am Vortag war es wieder zu Protesten gekommen, bei denen der Tod des geistlichen und staatlichen Oberhauptes Ajatollah Ali Chamenei gefordert wurde.
Zeitung weist Spionagevorwürfe gegen Reporterin zurück
Die iranische Tageszeitung „Schargh“ hat unterdessen Spionagevorwürfe gegen ihre inhaftierte Reporterin Nilufar Hamedi vehement zurückgewiesen. Bei ihrer Berichterstattung zum Thema der in Polizeigewahrsam verstorbenen jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini sei Hamedi lediglich ihrer journalistischen Tätigkeit nachgegangen, betonte Chefredakteur Mehdi Rahmanian.
Ein Geheimdienstbericht hatte Hamedi und eine Kollegin unter anderem beschuldigt, von der amerikanischen „Staatsmafia“ und der CIA ausgebildet worden zu sein und mit diesen zusammengearbeitet zu haben. Ihre Reportagen seien dann vom Ausland ausgenutzt worden, um die Unruhen im Iran zu entfachen, hieß es.
Hamedi war die erste Journalistin gewesen, die den Fall Aminis im Iran publik machte. Sie wurde festgenommen und sitzt seit gut einem Monat im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran. Falls der Geheimdienst auf seinen Vorwürfen gegen Hamedi und ihre Kollegin Elahe Mohammadi bestehen sollte, könnten den Journalistinnen hohe Haftstrafen drohen.
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