20. Juni 2014-RP Online- Teheran. Razieh Ebrahimi war 14 Jahre alt, als sie im Iran zwangsverheiratet wurde. Ein Jahr später wurde sie Mutter. Jetzt droht ihr die Hinrichtung, weil sie ihren Ehemann erschossen hat – im Alter von 17 Jahren. Die Organisation Human Rights Watch protestiert dagegen, weil die Hinrichtung gegen internationales Recht verstoße. Von Dana Schülbe
Razieh Ebrahmi ist jetzt 21 Jahre, ihr Kind sechs Jahre alt. Verhaftet wurde das Mädchen, das in der lokalen Presse auch unter dem Namen "Maryam" bekannt sei, laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch vor vier Jahren. Sie hatte ihren Ehemann in den Kopf geschossen, während er schlief. Anschließend vergrub sie ihn im Garten des Hauses.
Laut dem britischen "Guardian" soll sie der Polizei das Verschwinden ihres Mannes gemeldet haben, aber ihr eigener Vater habe den Leichnam im Garten entdeckt und sie der Polizei übergeben. Ein Gericht verurteilte die damals 17-Jährige. Obwohl sie Reue zeigte, droht ihr nun die Hinrichtung. Ebrahimi gab laut Human Rights Watch vor Gericht an, dass sie nach Jahren physischer und psychischer Misshandlung durchgedreht sei.
"Ich habe unserern Nachbarssohn geheiratet, als ich 14 Jahre alt war, und mein Vater darauf bestanden hat", soll das Mädchen in einem Verhör laut der halboffiziellen Nachrichtenagentur Mehr gesagt haben, wie der "Guardian" schreibt. "Mein Vater bestand darauf, dass ich ihn heirate, weil er gebildet war und als Lehrer arbeitete. Ich war 15, als mein Kind geboren wurde." Und dann fügte sie hinzu: "Ich wusste nicht, wer ich bin und was Leben bedeutet. Mein Ehemann misshandelte mich. Er nutzte jeden Vorwand, um mich zu beleidigen und hat mich auch körperlich angegriffen."
Die Menschenrechtsorganisation protestiert gegen die Hinrichtung, fordert, den Fall neu aufzurollen. Denn der Iran habe ein internationales Abkommen unterzeichnet, dass die Hinrichtung von Minderjährigen verbietet. Doch bislang scheint es keine Hoffnung für die junge Frau zu geben. Denn auch die Möglichkeit, dass die Familie ihres Ehemannes ihr verzeiht und sie damit begnadigt, wurde bereits von der Familie abgelehnt.
Offiziell bestreite der Iran Hinrichtungen von Minderjährigen, aber laut Human Rights Watch seien seit 2009 zehn Minderjährige hingerichtet worden. Damit sei der Iran das Land mit der höchsten Zahl mit Hinrichtungen dieser Art.
Auch Shadi Sadr, eine iranische Anwältin, sagte dem "Guardian", dass der Fall Ebrahimi nicht der einzige dieser Art im Iran sei. So sei erst im März die 28-jährige Farzaneh Moradi für den Mord an ihrem Ehemann hingerichtet worden. Sie war 15 Jahre alt, als sie verheiratet wurde, mit 16 wurde sie Mutter, mit 20 ermordete sie ihren Gatten. Frasuen wie Farzaneh oder Ebrahimi, so die Anwältin werden immer wieder unter dem Deckmantel der Ehe vergewaltigt, erleben oftmals ein Leben voller Gewalt und bekommen keinerlei Unterstützung. "Am Ende dieses Kreislaufes töten sie sich entweder selbst oder ihren Ehemann."
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