25 JAHRE NACH DEM MYKONOS-ATTENTAT»Kein Sinneswandel in Teheran

17 September, 2017 – BILD – von: ANTJE SCHIPPMANN – Vor 25 Jahren stürmte ein Killerkommando das Restaurant „Mykonos“ in Berlin-Wilmersdorf und ermordete vier exil-iranische Dissidenten. Das Mullah-Regime in Teheran hatte die Mörder beauftragt. Es war der erste islamistische Anschlag in Deutschland.

 Nach dreieinhalb Jahren im „Mykonos-Prozess“ urteilte die deutsche Justiz, dass es sich um Staatsterrorismus handelte und dass die Drahtzieher in Teheran sitzen. Ein historisches Urteil!

Die US-Schriftstellerin Roya Hakakian hat die Geschichte des Attentats im vielbeachteten Buch „Assassins of the Turquoise Palace“ („Die Mörder des Türkis-Palasts“) aufgeschrieben. Im Türkis-Palast hatten sich die Drahtzieher der Morde regelmäßig getroffen.

BILD: Warum war der Mykonos-Prozess so wichtig?

Roya Hakakian: „Der Prozess war historisch aus vielen Gründen: Es war das erste Mal, das ein europäisches Land, nämlich Deutschland, den Iran als eine ‚erwachsene‘ Nation behandelt hat. Die Verbrechen wurden nicht mehr als kleine zu vernachlässigende Handlungen gegen gesichtlose Exilanten bewertet, sondern als echte Verbrechen, die ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen müssen.

Was bedeutete er für die Iraner?

Hakakian: „Für die Gemeinschaft der Exil-Iraner und selbst für jene, die im Iran leben, war der Prozess in Berlin der erste und einzige Aufschein von ‚Rechtsstaatlichkeit‘ in Aktion. Das ist etwas, wovon viele Iraner in der Diaspora immer geträumt haben und was ihnen nie widerfahren ist. Beim Mykonos-Prozess wurden sie zum ersten Mal wirklich Zeuge einer rechtsstaatlichen Justiz. Das war mehr als nur ein Prozess. Es war ein Geschenk an alle, die nicht mehr daran geglaubt haben, dass sie den Tag noch erleben, an dem ein gesetzwidriges, ungezügeltes Regime bekommt, was es verdient.

Angesichts all des Chaos’ im Nahen Osten ist der Mykonos-Prozess eine perfekte Inspiration für all jene im Westen, die Demokratie und Gerechtigkeit im Nahen Osten fördern wollen. Indem der Iran von einer unabhängigen Justiz zur Rechenschaft gezogen wurde, hat man jenen geholfen, die für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie im Iran einstehen.“

Und welches Signal sendete er an das iranische Regime?

Hakakian: „Für die Opposition war es eine Bestätigung von allem, was sie sich je von einem unabhängigen System erhofft hatten. Vom Regime wissen wir aus der Retrospektive, dass es gelernt hat, sich in Deutschland oder Westeuropa anders zu benehmen.

Mir fällt kein anderer Moment in der deutschen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg ein, an dem Deutschland plötzlich in einem so positiven Licht stand und ein Leuchtfeuer für so viele Hoffnungslose wurde. Ein Land, das man sich zum Vorbild macht, das man nicht fürchten muss, und dass es verdient, an der Spitze zu stehen.“

Ist das iranische Regime noch immer so mörderisch wie vor 25 Jahren?

Hakakian: „Mit der Ausnahme von Rafsandschani (im Januar 2017 gestorben, d.Red.) ist jeder der Genannten aus dem Mykonos-Urteil noch am Leben und in Machtpositionen im Iran. Soweit ich weiß, hat keiner von ihnen um Vergebung gebeten. Also kann man wohl sagen, dass es keinen Gesinnungswandel gegeben hat.“

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