05.02.2018 – RTL- Iranische Regierung selbst muss wegen Protesten auf den Plan treten
Es begann wie bei so vielen Protestbewegungen: Erst legten nur vereinzelt Frauen im Iran ihr Kopftuch ab. Doch sie sprachen offenbar vielen anderen aus der Seele. Mittlerweile reißen sich immer mehr Iranerinnen in der Öffentlichkeit ihr Kopftuch herunter und hängen es als Fahne auf. Die Bilder davon posten sie im Internet. Jetzt könnte das Kopftuch zum Stoff werden, aus dem Revolutionen gestrickt sind: Die Resonanz ist so groß, dass sogar die iranische Regierung auf den Plan trat.
Bislang 30 “unislamisch gekleidete” Frauen festgenommen
Ausgerechnet das iranische Präsidialamt verbreitet die Nachricht: Immer mehr Iraner sind gegen die Kopftuchpflicht. Der wachsende Widerstand sei besorgniserregend, heißt es weiter.
Im Iran müssen alle Frauen und Mädchen ab neun Jahren in der Öffentlichkeit ein Kopftuch sowie einen langen, weiten Mantel tragen. Die Regelung gilt seit 1979. Doch mittlerweile haben die Zeiten sich geändert. Die Mehrheit glaube, dass die Frauen – und nicht der islamische Staat – entscheiden sollten, ob sie ein Kopftuch tragen wollen oder nicht, heißt es in dem von der Nachrichtenagentur Isna veröffentlichten Bericht.
Wer gegen die Kopftuchpflicht verstößt, bekommt es mit der Sittenpolizei zu tun. Die ging mit drastischen Maßnahmen gegen die Frauen vor. Bislang wurden 30 von ihnen festgenommen, weil sie “unislamisch gekleidet” gewesen seien. Doch weder diese Maßnahme noch Geldstrafen konnten die Bewegung stoppen.
Auch Abgeordnete im iranischen Parlament zeigen Solidarität
Beobachter werten es als großen Erfolg, dass das Präsidialamt über den Anti-Kopftuch-Protest von Frauen in Teheran und anderen iranischen Städten berichtet. Seit Ende Dezember breitet sich die Bewegung im Land aus. Auch gläubige Musliminnen, die das Kopftuch freiwillig tragen, ältere Frauen, Männer und angeblich auch einige Kleriker haben sich den landesweiten Protestaktionen angeschlossen. Seit einigen Tagen zeigen zudem Abgeordnete im Parlament ihre Solidarität mit der Anti-Kopftuch-Kampagne.
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