Flugverkehr trotz Coronakrise

Die Iran-Affäre

Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen ins Ausland, die EU schließt ihre Außengrenzen, aber der Flugverkehr zwischen Deutschland und Teheran geht weiter, obwohl Iran als Risikogebiet gilt. Warum?

17.03.2020, Spiegel -Von Julia Köppe – Wer mit dem Auto von Frankreich, Österreich, Luxemburg, der Schweiz oder Dänemark nach Deutschland reisen will, muss einen triftigen Grund vorbringen. Nur wer Waren transportiert oder beruflich pendeln muss, darf passieren. Alle anderen werden abgewiesen. Für den Flugverkehr gelten dagegen bisher keine vergleichbaren Regelungen.

Am Montagmorgen landeten Reisende aus Teheran mit einer Dreiviertelstunde Verspätung am Flughafen in Frankfurt am Main, obwohl das Robert Koch-Institut Iran schon seit Wochen als Risikogebiet für das neuartige Coronavirus einstuft. Untersucht wurden die Passagiere nicht. Das würde laut Experten auch wenig Sinn ergeben, da viele Infektionen mit Sars-CoV-2 symptomarm verlaufen und die Inkubationszeit bei bis zu 14 Tagen liegt. Selbst wenn die Passagiere gesund sind, könnten sie deshalb das Virus unbemerkt in sich tragen.

Seit Ende Februar müssen Piloten, die in Iran gestartet sind, lediglich den Tower am Zielflughafen über den Gesundheitszustand der Passagiere informieren. Außerdem sind Passagiere verpflichtet, sogenannte Aussteigerkarten auszufüllen, auf denen sie angeben, wo sie sich in den nächsten Wochen aufhalten werden und wie sie zu erreichen sind (wie sich der Flugverkehr in Deutschland entwickelt, lesen Sie hier).

Dadurch soll sichergestellt werden, dass sie zügig unter Quarantäne gestellt werden können, wenn der Verdacht aufkommt, dass sie sich womöglich mit dem Coronavirus infiziert haben. Zudem werden die Reisenden aufgefordert, zwei Wochen lang den Kontakt zu anderen Menschen zu meiden. Kontrolliert wird das jedoch nicht.

Während Reisen in andere Länder also immer weiter eingeschränkt werden und das Auswärtige Amt vor touristischen Reisen ins Ausland abrät, haben sich die Bestimmungen für Reisende aus Iran in den vergangenen Wochen kaum verändert, obwohl sich Hinweise häufen, dass die Pandemie in dem Land außer Kontrolle geraten ist.

Laut offiziellen Angaben haben sich in Iran mehr als 16.000 Menschen mit dem Virus infiziert, 988 Menschen starben an den Folgen. Experten rechnen jedoch mit einer hohen Dunkelziffer. Die meisten Fälle werden zwar aus der Region rund um Teheran gemeldet, doch auch aus anderen Landesteilen sind inzwischen Infektionen bekannt, bei denen nicht klar ist, wo sich die Menschen infiziert haben.

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