21.09.2020-WELT- Sacharow-Preisträgerin Nasrin Sotoudeh protestiert seit August mit einem Hungerstreik gegen das iranische Regime. Nun hat sich ihr Zustand drastisch verschlechtert.
Der Gesundheitszustand der inhaftierten iranischen Frauenrechtlerin Nasrin Sotoudeh hat sich dramatisch verschlechtert. Am Wochenende teilte ihr Ehemann Reza Khandan auf Twitter mit, sie sei mit Herzrhythmusstörungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden.Sotoudeh, die unter anderem mit dem Sacharow-Preis des Europaparlaments ausgezeichnet wurde, war Anfang August in den Hungerstreik getreten, um gegen den mangelnden Schutz der politischen Gefangenen vor dem Coronavirus zu protestieren.
Der Iran ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder. Nach Angaben der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität liegt die Gesamtzahl der Infizierten im Iran bei mehr als 420.000 Personen. Schon mehr als 20.000 Bürgerinnen und Bürger sind an oder mit dem Virus gestorben. Doch die tatsächlichen Zahlen dürften weit höher sein. Selbst Präsident Hassan Ruhani hat zugegeben, dass bis zu 25 Millionen Einwohner des Landes infiziert sein könnten.
Die iranischen Gefängnisse gelten als extrem überbelegt. Deshalb hatte die Regierung im April Hafturlaub für knapp 90.000 Insassen verfügt. Politische Häftlinge waren aber davon ausgenommen.
Die Rechtsanwältin Sotoudeh, die unter anderem die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi verteidigt hatte, war 2018 zu 33 Jahren Haft und 148 Stockschlägen verurteilt worden. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen (SPD), hatte in WELT AM SONNTAG ihre Freilassung und Hafturlaub für die anderen politischen Gefangenen gefordert.
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