»Das grenzt an Sklaverei«

Ihr Ehemann verbot Samira Zargari offenbar, zur Ski-WM nach Italien zu reisen. Eine Rennfahrerin hofft, dass die Gesetze geändert werden. In Iran fällt die Kritik teils scharf aus.

Samira Zargari

18.02.2021, Spiegel- Irans Cheftrainerin Samira Sargari reiste nicht zur Weltmeisterschaft im Alpin-Ski nach Cortina d’Ampezzo. Offenbar verbot ihr Ehemann ihr die Reise nach Italien – ein iranisches Gesetz, das dies ermöglicht, wird nun von Menschenrechtlern kritisiert und sogar mit Sklaverei verglichen.Bei den Weltmeisterschaften sagte die iranische Rennfahrerin Forough Abbasi am Donnerstag nach dem ersten Lauf des Riesenslaloms: »Es ist eine Regel in Iran. Wir versuchen, sie zu ändern.« Die 27-Jährige und drei ihrer Teamkolleginnen mussten auf die Unterstützung Sargaris verzichten. »Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Ich wünschte, wir könnten es verändern – alle Frauen in Iran zusammen«, sagte Abbasi und zeigte sich zuversichtlich. »Sie werden das sicher ändern. Wir haben so viele starke Frauen, die diese Regel ändern wollen.«

Grundsätzlich sei das Leben für eine Frau in Iran nicht so hart, behauptete Rennfahrerin Abbasi. »Wir können machen, was immer wir wollen. Es gibt ein paar Regeln wie diese, aber nicht für jede. Vielleicht eine von tausend Frauen hat diese Probleme.« Auch ihre Trainerin Sargari sei »wirklich eine freie Frau, wenn du siehst, wo sie überall auf der Welt war und wie viel sie gereist ist. Manchmal passiert das eben.« Sargari selbst hat sich bislang nicht zu dem Fall geäußert, auf Instagram wünschte sie ihrem Team viel Erfolg.

Scharfe Kritik in Iran

In Iran war die Kritik teils deutlich schärfer. Dass Männer ihren Frauen die Ausreise verbieten können, sei »ein Gesetz, das im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr hat«, sagte die renommierte Anwältin Farideh Ghejrat der Nachrichtenagentur Ilna. Im Ausland werde die Regel nicht akzeptiert, ein Imageverlust insbesondere bei internationalen Großveranstaltungen sei die Folge. Ähnlich wie Rennfahrerin Abbasi fordert sie eine Abschaffung des Gesetzes.

Der Menschenrechtsaktivist Hassan Assadi-Sejabadi warf der iranischen Justiz gar Sklaverei vor. »Wir haben es mit einem Rechtssystem zu tun, in dem eine Person über das Schicksal einer anderen Person entscheiden darf (…), das grenzt an Sklaverei«, schrieb der Aktivist bei Twitter. In den sozialen Medien erklärten viele ihre Solidarität mit Sargari.

 

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