Zahl der Toten steigt auf mindestens 50

Proteste in Teheran Foto: – / AFP

23.09.2022 -Spiegel-  Der Tod von Mahsa Amini löste eine Welle an Demonstrationen aus. Laut Menschenrechtsaktivisten sind in Iran dabei bisher 50 Menschen ums Leben gekommen. Die Journalistin, die Aminis Fall öffentlich machte, wurde festgenommen.

Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Iran nach dem Tod von Mahsa Amini sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bislang mindestens 50 Menschen getötet worden. Zuletzt seien sechs Menschen am Donnerstagabend in Reswanschahr in der nordiranischen Provinz Gilan von Sicherheitskräften erschossen worden, teilte die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo mit. Tausende Gegendemonstranten gingen für das Tragen von Kopftüchern auf die Straße.

Ausgelöst wurden die landesweiten Proteste, die sich nach IHR-Angaben inzwischen auf rund 80 Städte ausgeweitet haben, durch den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini vor einer Woche. Sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie das islamische Kopftuch angeblich nicht den strikten Vorschriften entsprechend trug.

Amini brach unter ungeklärten Umständen auf der Polizeiwache zusammen und wurde drei Tage später im Krankenhaus für tot erklärt. Laut Polizei hatte sie einen Herzanfall. Menschenrechtsaktivisten zufolge erlitt die junge Frau jedoch einen tödlichen Schlag auf den Kopf.

Gegenproteste für das Tragen des Kopftuchs

Laut IHR waren auch aus den nordiranischen Ortschaften Babol und Amol Todesfälle gemeldet worden. »Die internationale Gemeinschaft muss der iranischen Bevölkerung gegen eines der repressivsten Regime unserer Zeit beistehen«, forderte IHR-Leiter Mahmood Amiry-Moghaddam. Die iranischen Behörden geben die Zahl der Toten offiziell mit 17 an, darunter seien fünf Sicherheitskräfte.

In der Hauptstadt Teheran demonstrierten am Freitag zahlreiche Menschen für das Tragen des Kopftuchs und folgten damit einem Aufruf der Behörden, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete. Bei den Gegenprotesten dankten die Teilnehmer den Sicherheitskräften und verurteilten Frauen, die ihre Kopftücher verbrannt hatten.

Aktivist und Reporterin festgenommen

Die iranischen Behörden nahmen derweil einen bekannten Aktivisten sowie eine Journalistin fest. Bei dem Aktivisten handelt es sich um den mehrfach inhaftierten Madschid Tawakoli. Sein Bruder hatte auf Twitter von der Festnahme berichtet. Die Journalistin ist laut der Tageszeitung »Schargh« Nilufar Hamedi. Die Reporterin arbeitet für »Schargh« und hatte das Krankenhaus besucht, in dem Amini lag, und mit dazu beigetragen, ihren Fall öffentlich zu machen.

Zuvor war eine Fotojournalistin festgenommen worden, als sie über die Demonstrationen in Teheran gegen die strengen Vorschriften für Frauen berichtet hatte.

Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Tod von Amini am Freitag als »schrecklich«. Auch die Todesopfer bei den Protesten »mutiger Frauen« im Iran »bedrücken mich«, schrieb Scholz auf Twitter.

czl/AFP

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