05.11.2022 -tagesschau- Seit September gehen im Iran immer wieder Menschen gegen die Führung des Landes auf die Straße. Der Staat reagiert mit Härte – Menschenrechtlern zufolge bezahlten inzwischen mehr als 300 Menschen mit ihrem Leben.
Bei den landesweiten Protesten im Iran sind nach Einschätzungen von Menschenrechtlern mindestens 314 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien 47 Minderjährige und 38 Einsatzkräfte, berichtete die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA. Mehr als 14.000 Menschen seien zudem festgenommen worden. Die Proteste erfassten seit Beginn Mitte September demnach mehr als 130 Städte im Land. Auch die Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights mit Sitz in Oslo berichtet laut Nachrichtenagentur AP von einer ähnlichen Totenzahl.
Zuletzt soll es Proteste in der Provinz Sistan und Belutschistan gegeben haben. Nach Angaben der örtlichen Justiz wurden 620 Menschen festgenommen. 45 von ihnen seien wegen Vandalismus und anderer Vorwürfe bereits verurteilt worden, nachdem Proteste am Freitag in Gewalt umgeschlagen seien, teilte die Justizbehörde in Sistan und Belutschistan mit.
Aktivisten der Gruppe HalVash zufolge wurden am Freitag in der Provinz 16 Menschen von Sicherheitskräften getötet. Auch der im Iran bekannte sunnitische Geistliche Mowlawi Abdolhamid Esmailsehi erklärte, in Sistan und Belutschistan habe sich eine weitere “blutige Katastrophe” ereignet. Die Einsatzkräfte hätten das Feuer auf Demonstranten eröffnet, die nichts anderes getan hätten, als Parolen zu skandieren und vor dem Büro des Gouverneurs mit Steinen zu werfen.
Proteste auch wieder an Universitäten
Die mehrheitlich sunnitische Provinz ist einer der Brennpunkte der jüngsten Proteste im schiitischen Iran. Sie entzündeten sich am Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Sie war festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht gemäß den Vorschriften trug. Anfangs richteten sich Proteste noch gegen den Kopftuchzwang, doch mittlerweile fordern die Demonstranten den Sturz und Tod des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei.
Heute meldeten Studentenverbindungen Proteste in mindestens sechs großen Universitäten des Landes. Auch iranischen Hochschulen zählen zu den Zentren des Widerstands gegen die iranische Führung.
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