10 Interviews mit Flüchtlingen, 10 Lebensgeschichten – Teil 3: “Ich habe gehofft, dass hier endlich mal Ruhe ist”

Patrick Kulow -l-iz.de- 01.12.2014 – Im Interview: ein 11-jähriges Mädchen, das gemeinsam mit der Mutter 2010 aus Mazedonien vor dem eigenen Vater fliehen musste und hoffte, bei der Cousine der Mutter in Deutschland ein neues Leben beginnen zu können. Das Mädchen berichtet von den Erlebnissen im Wohnheim im Landkreis Leipzig und den Wünschen für die Zukunft. – Genauso unterschiedlich, wie "wir Deutschen" sind, genauso unterschiedlich sind auch "die Flüchtlinge", die immer nur als eine Masse gesehen werden. Ein Blick in das Leben einzelner Asylsuchender, in ihre Erlebnisse, ihre Ängste, ihre Sorgen.

Warum bist du nach Deutschland gekommen?

Mein Vater hat viel meine Mama geschlagen und da konnten wir nicht in Familie gehen, weil ich habe nicht ihr Blut und meine Mama wollen die auch nicht. Wir wollten von meinem Vater weg.

War es schwer für dich, dein Zuhause zu verlassen und nach Deutschland zu kommen?

Nein. Ich war fröhlich, dass ich irgendwo anders hinkomme und dass ich mit meiner Mama alleine leben kann.

Welche Hoffnungen/ Wünsche hattest du, als du nach Deutschland gekommen bist? Was hast du gedacht, wird anders?

Dass hier eine andere Kultur ist. Und ich habe gehofft, dass hier endlich mal Ruhe ist.

Was vermisst du von deinem alten Leben?

Nichts. Nur meine Freunde und meine Oma. Die anderen vermisse ich gar nicht.

Wolltet ihr gezielt nach Deutschland oder in ein anderes Land in Europa?

Wir wollten nach Deutschland. Weil hier ist meine Mamas Cousine. Dann haben wir dort die Anmeldung gemacht und sind nach Chemnitz gekommen. Dort war es ganz schrecklich.

Warum?

Naja, da war alles schmutzig und die Männer waren immer betrunken. Da gab’s manchmal Schlägerei und so.

Hattest du in Chemnitz mit deiner Mama ein eigenes Zimmer?

Nur ein Zimmer und die Betten waren so scheiße. Wir sind viermal in andere Zimmer gegangen, weil die Männer immer betrunken waren.

Auf welchem Weg seid ihr nach Deutschland gekommen?

Wir sind einen Tag mit dem Bus gefahren.

Wie ging es weiter, als ihr in Deutschland angekommen seid?

Meine Mamas Cousine hat uns abgeholt und dann sind wir zu ihr gegangen. Dort haben wir uns einen Tag versteckt und sind dann zu meiner Tante. Dann sind wir zur Polizei gegangen und dort hat meine Mama alles gegeben. Dann war eine schwarze Mann da und er hat mit uns geredet und gefragt, gefragt, gefragt und dann haben wir Essen bekommen. Dann sind wir mit dem Zug viel gefahren, es war dunkel.

Welches Gefühl hattest du dann als du in Deutschland warst? Hattest du Angst, warst du glücklich?

Wo ich das Heim in Chemnitz gesehen habe, habe ich zu meiner Mama gesagt, hier schlafe ich nicht. Dort saß ich dann die ganze Zeit und hatte Angst. Die Leute dort waren so dumm und alles war schmutzig. Die Toiletten waren schmutzig und haben gestunken und das Essen schmeckte überhaupt nicht.

Und nach zwei Wochen seid ihr dann in das neue Heim gekommen?

Von Chemnitz sind wir dann mit dem Taxi gefahren. Da haben wir gedacht, wir bekommen eine Wohnung. Dann sind wir hierher gekommen und ich habe gedacht, das ist ja gleich wie Chemnitz. Dort haben wir dann eine Frau kennengelernt und meine Mama hat Kaffee getrunken und sie hatte ein Mädchen, mit dem habe ich gespielt.

Wie war es für dich, in Deutschland in eine neue Schule zu kommen?

Naja, ich war zuerst 1. Klasse. Das war voll einfach.

Hast du schnell Freunde gefunden?

Nein, das war nicht gut. Die haben alle gefragt »Wie heißt du?« und ich habe sie nicht verstanden. Ich bin immer weggegangen, aber alle Kinder sind mir hinterher gekommen und wollten wissen, wie alt ich bin und wie ich heiße, aber ich habe sie nicht verstanden.

Was waren für dich die größten Probleme im Asylheim?

Dass die Männer so dumm sind und manchmal machen die Problem. Und einmal haben die Feuer im Heim gemacht. Das war am schlimmsten. Wenn die Männer Probleme machen, bekomme ich immer Angst. Und der Hausmeister, der war auch schlimm. Im Heim hat es auch immer gestunken. Alle müssen in einer Küche kochen und kochen was anderes, aus andere Land und dann stinkt es übelst.

Wie war das Verhältnis zu anderen Heimbewohnern?

Naja, manche waren gut.

Welche Probleme hattest du im Heim?

Es war immer laut im Heim und da ging es mir schlecht. Ich konnte nie schlafen. Kopfschmerzen hatte ich und Migräne.

Wie ist es für euch, mit Gutscheinen einkaufen zu gehen?

Gut. Wenn die Leute gucken ist es mir egal.

Wie seid ihr denn vorher einkaufen gegangen?

Im Magazin. Da gab’s so ‘nen Keller und da war überall Essen und die Frauen waren so frech. Die lügen manchmal und machen das Essen teurer.

Geht es dir jetzt besser, nachdem du und deine Mutti eine eigene Wohnung bekommen habt?

Ich habe noch Angst. Vor allem vor den Fenstern.

Hast du manchmal Probleme mit anderen Kindern, weil du nicht in Deutschland geboren bist?

Naja, manchmal. Vor allem mit Mädchen. Ein Mädchen hat mal in der Schule gesagt: »Ich hasse Ausländer!« aber das ist mir egal. Ich habe gesagt: »Ich hasse Nazis.«

Hast du Angst davor, nicht in Deutschland bleiben zu dürfen?

Ja, davor habe ich Angst. Manchmal denke ich, es könnte auch Polizei kommen.

Was denkst du, was passieren würde, wenn ihr wieder nach Mazedonien müsst?

Alles würde wieder von vorne anfangen. Meine Mama würde bestimmt tot gemacht werden von meinem Vater. Die Familie würde bestimmt Schlampe sagen und werden denken, dass meine Mama in Deutschland geheiratet hat.

Wie siehst du deine Zukunft?

Manchmal denke ich, ich bleibe in Deutschland und mache meine Schule. Aber manchmal denke ich auch, ich bin nicht so sicher in Deutschland. Ich würde meine Schule fertig machen und vielleicht als Krankenschwester oder Kosmetikerin arbeiten oder im Kinderheim.

Was ist derzeit dein größter Wunsch?

Dass mein Papa uns vergisst. Und dass alles wird wie früher, als meine Mama 14 war und meinen Papa noch nicht kannte.

Was weißt du noch alles über deinen Vater?

Dass er viel Alkohol trinkt und Drogen nimmt. Viele Zigaretten raucht und überall das Geld gibt.

Wurdest auch du von deinem Vater geschlagen?

Mich hat er auch geschlagen. Als ich noch klein war, hat er sich immer mit meiner Mama gestritten und sie geschlagen.

Was findest du nicht gut an Deutschland?

Dass manche Leute nicht Ausländer lieben und denken, die sind einfach so gekommen. Das ist nicht gut. Wir sind hier, weil wir haben viele Probleme und die Deutschen wissen das nicht.

Was sollte Deutschland noch anders machen?

Die könnten ja ein Heim machen, aber wo alle eine eigene Wohnung haben. Mit eigener Dusche und eigener Küche.

Wie ist es für dich, dass deine Mama nicht lesen und schreiben kann?

Das ist für mich schwer. Manchmal bekommen wir Brief und dann sagt sie »Lies mal« Aber das kann ich nicht. Das kommt mir schwer. Ich kann es lesen, aber ich verstehe nicht, was in dem Brief steht.

Gibt es etwas, was du der Welt noch sagen möchtest?

Die Leute sollen meine Geschichte glauben.

Information zum Interview: Dieses hier nur in leicht gekürzter Form wiedergegebene Interview wurde im Juni 2012 mit einer Asylsuchenden, die in einer Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis Leipzig untergebracht ist, auf Deutsch von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Bon Courage e.V. geführt. Trotz der Angst der Asylsuchenden vor späteren Konsequenzen waren diese bereit, die Gespräche zu führen und stimmten einer anonymisierten Veröffentlichung zu. An der Lebenssituation der Flüchtlinge hat sich seitdem nicht viel geändert. Das Thema ist genauso aktuell wie vor zwei Jahren. Das vollständige Interview mit dieser und vielen weiteren Asylsuchenden finden Sie in der Broschüre "Von außen sieht es nicht so schlimm aus …" des Bornaer Bon Courage e.V.

Hier ist die Broschüre erhältlich: www.boncourage.de/index.php5?go=856
 

10 Interviews mit Flüchtlingen, 10 Lebensgeschichten – Teil 2: “Die Heime hier sind so schlimm … man wird hier verrückt”

Patrick Kulow – 30.11.2014 – l-iz.de – Im Interview: eine 1977 geborene Frau aus dem westafrikanischen Ghana. 2004 flieht die damals 27-Jährige aus politischen Gründen aus ihrem Heimatland und will zu ihrem Mann nach Deutschland, nach Hamburg. Sie wird aber in einem Flüchtlingsheim im Landkreis Leipzig untergebracht. 2011 bekommt sie ein Kind und lebt seitdem mit ihrem Sohn in einem 11-m²-Zimmer in einer Gemeinschaftsunterkunft südlich von Leipzig. – Genauso unterschiedlich, wie "wir Deutschen" sind, genauso unterschiedlich sind auch "die Flüchtlinge", die immer nur als eine Masse gesehen werden. Ein Blick in das Leben einzelner Asylsuchender, in ihre Erlebnisse, ihre Ängste, ihre Sorgen.

Warum bist du nach Deutschland gekommen? Wolltest du gezielt nach Deutschland oder in ein anderes Land in Europa?

Ich hatte Probleme mit der Politik in Ghana. Eigentlich wollte ich nach England, wegen der Sprache. Aber hier ist es schwer für mich wegen der Sprache.

Was vermisst du von deinem Leben in Ghana am meisten?

Viel. Am meisten vermisse ich meine Familie. Meine Eltern und Freunde sind alle noch Ghana.

Was war dein Eindruck von dem Asylheim?

Schlimm. Ein Zimmer für vier Leute. Wenn du zum Doktor gehen willst, musst du alles selber bezahlen. Es gibt keine Hilfe von der Ausländerbehörde oder vom Sozialamt. Wir bekommen so wenig Geld und müssen alles selber bezahlen. Damals gab es noch Magazinversorgung. Das Essen war so teuer. Zum Beispiel Brötchen: Im Kaufland bezahlst du 0,35 € und im Magazin bezahlte man für die gleichen Brötchen 0,99 €.

Wie war es für dich, beim Bundesamt über dein Leben und deine Fluchtgründe zu sprechen?

Es war sehr schwer. Die Frau hat alles gefragt. Warum bist du hier? Warum nach Deutschland? Warum kein anderes Land? Die Fragen waren sehr privat.

Was ist derzeit dein größtes Problem?

Ich habe in Deutschland ein Baby bekommen und mein Mann hat deutsche Papiere. Mein Baby ist jetzt 16 Monate alt und wir sind im Heim. Das Standesamt will mir keine Geburtsurkunde geben. Sie sagen, sie müssen erst meine Papiere prüfen, da diese ja gefälscht sein könnten. Ich habe alles gegeben. Meine Original Geburtsurkunde und meinen Reisepass und die Frau hat gesagt, die Überprüfung dauert 3 Monate und kostet 500 €. Wie soll ich das bezahlen? Ich bekomme 40 € Taschengeld. Das Geld habe ich mir geliehen. Auch den Dolmetscher mussten wir selber bezahlen 80 €, die Übersetzung meiner Papiere 50 € und bis jetzt habe ich nichts bekommen. Ich warte schon 9 Monate. Mein Kind kann nicht länger hier im Heim aufwachsen.

Jetzt lebst du in einem anderen Asylheim, wie ist das Leben hier?

Ich lebe mit meinem Sohn in einem kleinen Zimmer. Vielleicht 11 m². Mein Sohn kann jetzt laufen und hat keinen Platz. Das ist nicht gut. Wir sind auch Menschen und keine Tiere. Die Heime hier sind so schlimm. Die Zimmer voll mit Kakerlaken.

Denkst du, dass die Unterbringung im Asylheim negative Auswirkungen auf die Entwicklung deines Kindes hat?

Ja. Ein Zimmer mit einem kleinen Kind. Er hat keinen Platz zum Laufen und Spielen. Der Papa wohnt in Hamburg und wir dürfen ihn nur mit Urlaubsschein besuchen. Ein Kind braucht seinen Papa. Wenn ich keinen Urlaubsschein schreibe, muss ich hier bleiben. Immer brauchen sie alle Papier. Für den Urlaubsschein muss er eine Einladung schreiben und seinen Pass kopieren. Jedes mal aufs Neue. Ich bekomme dann vielleicht eine Woche Urlaub. Danach muss ich wieder zurück ins Heim. Das ist so schlimm.

Welche Probleme hast du mit den Gutscheinen?

Wenn ich zum Beispiel für 7 € etwas kaufe und mit einem 10 € Gutschein bezahlen möchte, diskutieren sie mit mir und wollen mir das Geld nicht zurückgeben. Wir wollen mit Geld und nicht mit Gutscheinen bezahlen, wie alle. An der Kasse gucken alle Leute. Was ist das? Was ist das? Man braucht immer viel Zeit, weil man alle Gutscheine unterschreiben muss. Und dann gucken die Leute. Ich darf auch nicht überall mit den Gutscheinen bezahlen. Kaufland und LIDL – woanders nicht.

Von wem bekommst du in Deutschland Hilfe?

Wir müssen alles alleine machen. Niemand hilft uns. Niemand kommt und fragt, ob wir Hilfe brauchen. Wir haben so viele Probleme. Wir verstehen die Briefe nicht. Das Deutsch ist schwer. Den Arzt verstehen wir auch nicht. Den Einkauf kann ich nicht alleine tragen, weil ich ein Baby habe. Ich kann aber auch nicht jeden Tag kleine Einkäufe machen, weil ich jedes mal den Bus bezahlen muss und kein Geld habe.

Wie hast du Deutsch gelernt?

Ich habe im Heim gelernt – Straßendeutsch. Hier darfst du nur bis 27 Jahren zur Schule. Das Sozialamt sagt zu mir, für mich ist Schule verboten.

Fühlst du dich auf Grund deiner dunklen Hautfarbe in Deutschland diskriminiert?

Viel. Viel. Viel. Ich komme aus Ghana und habe eine schwarze Hautfarbe – ich bin auch Ausländer. Auf der Straße gucken mich die Leute immer an. Dann sage ich "Hallo" zu ihnen und sie gucken böse. Ich bin ein normaler Mensch.

Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Immer früh aufstehen. Es ist immer laut und ich kann nicht schlafen. Die Leute hier haben viel Stress. Eigentlich bin ich den ganzen Tag in meinem Zimmer. Manchmal gehe ich mit meinem Sohn spazieren. Das Leben hier ist sehr stressig. Hier ist ein kleines Dorf und du kannst nirgendwo hingehen.

Du bekommst für dich und deinen Sohn 62 € Bargeld im Monat, was musst du davon alles bezahlen?

Wenn ich zum Arzt oder zur Behörde gehe, muss ich immer das Busticket bezahlen. Mit den Gutscheinen darf man nur Essen kaufen. Möchte man sich mal etwas Schönes kaufen, hat man kein Geld. Auch meinen Anwalt muss ich bezahlen. Das Geld reicht einfach nicht.

Welches Sondergesetz ist für dich am Schlimmsten?

Es ist alles schwer. Du musst immer im Heim bleiben. Niemand kann den ganzen Tag auf seinem Zimmer bleiben. Man muss mal raus, was anderes sehen. Für uns ist das verboten. Wenn du nach Leipzig gehst und die Polizei kommt, muss man eine Strafe bezahlen. Man wird hier verrückt.

Ist die gesundheitliche Versorgung für dich ausreichend?

Sie ist gut, aber für Asylsuchende ist sie anders. Als ich schwanger war, bin ich mehrmals zum Arzt gegangen und habe gesagt, ich brauche Vitamine. Die Frau hat immer nein gesagt, weil sie meinte, so etwas steht uns als Asylbewerber nicht zu und wird für uns nicht bezahlt. Als ich dann das Baby bekommen habe und bei der Nachuntersuchung war, wurde mir gesagt, alles wäre ok. Aber nichts war ok. Ich hatte viele Plazentareste in meinem Bauch und habe ganz stark geblutet. Das hat der Arzt nicht gesehen. Erst später, als ich zu einer anderen Ärztin gegangen bin, hat sie gesagt, ich muss sofort im Krankenhaus operiert werden.

Wie sieht eure psychische Verfassung aus?

Nicht gut. Hier leben viele verschiedene Leute aus anderen Kulturen. Das Heim macht allen Leuten Stress, auch die Kinder haben hier viel Stress. Sie leben zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern in einem kleinen Zimmer. Wenn es Streit gibt, kann man nicht weg, man ist immer zusammen. So etwas macht viel Stress.

Welche Erfahrungen hast du mit Abschiebungen gemacht?

Die Polizei kommt mitten in der Nacht. 1 Uhr oder 2 Uhr. Sie machen Stress für alle Leute. Wenn sie jemanden abschieben, haben sie den Namen der Person, aber bei einer Abschiebung klopfen sie an allen Türen und machen den Leuten Angst.

Wie siehst du deine Zukunft in Deutschland?

Ich möchte hier arbeiten und meinen Sohn groß werden sehen. Gerne möchte ich als Kassiererin arbeiten. Das macht mir Spaß.

Was ist derzeit dein größter Traum?

Die Geburtsurkunde von meinem Sohn zu bekommen.

Was möchtest du der Welt da draußen gerne mal sagen?

Bitte, ich muss sagen. Deutschland ist ein Sozialstaat und den Leuten hier geht es schlecht, alle brauchen Hilfe.

Information zum Interview: Dieses hier nur in leicht gekürzter Form wiedergegebene Interview wurde im Juni 2012 mit einer Asylsuchenden, die in einer Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis Leipzig untergebracht ist, auf Deutsch von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Bon Courage e.V. geführt. Trotz der Angst der Asylsuchenden vor späteren Konsequenzen waren diese bereit, die Gespräche zu führen und stimmten einer anonymisierten Veröffentlichung zu. An der Lebenssituation der Flüchtlinge hat sich seitdem nicht viel geändert. Das Thema ist genauso aktuell wie vor zwei Jahren. Das vollständige Interview mit dieser und vielen weiteren Asylsuchenden finden Sie in der Broschüre "Von außen sieht es nicht so schlimm aus …" des Bornaer Bon Courage e.V.

Hier ist die Broschüre erhältlich: www.boncourage.de/index.php5?go=856

Iran: Sieben weitere Personen erhängt

28.11.2014 -NCRI- Im Iran wurden sieben weitere Häftlinge öffentlich erhängt; die Zahl der Hinrichtungen schnellt unter der Herrschaft Hassan Rouhani weiter in die Höhe. Mehr als 1000 Männer, Frauen und Jugendliche kamen ums Leben, seit der sogenannte gemäßigte Anführer vor 18 Monaten an die Macht kam.

Am Mittwoch wurden zwei Männer namens Ali M und Ali Q in der nordöstlichen Stadt Mashhad wegen ‚Störung’ erhängt.
Im Gohardasht-Gefängnis der Stadt Karaj wurden fünf Häftlinge erhängt. Sie gehörten zu einer Gruppe von neun Häftlingen, die am Dienstag in Einzelhaft verlegt worden waren. Vier andere hatten in ihre Zellen zurückzukehren, nachdem ihre Hinrichtung verschoben worden war.
Heute wurden um 9. 30 Uhr Ortszeit im Bezirk Ghasem Abbad der Stadt Mashhad zwei Männer erhängt.
Ein in dieser Woche ausgestrahltes Video zeigt die gramgebeugten Angehörigen von acht Häftlingen. Sie betrauern ihre Lieben, deren Leichen, eingehüllt in schwarze Säcke, in einer Leichenhalle vor ihnen aufgereiht sind.
Das Video wurde heimlich von einem Augenzeugen mit Mobiltelefon aufgenommen. Er sagte, jeden Donnerstag würde in der Stadt Kerman eine Gruppe von Personen heimlich erhängt.
Der Augenzeuge sagte: „Viele der in dieser Stadt durchgeführten Hinrichtungen sind Strafen für verbotenen Drogenbesitz. Die Täter sind in der Regel junge Leute, die als Waisen aufgewachsen sind. Wegen der Armut sind sie die einzigen Verdiener ihrer Familien.“
Die Zahl der Menschenrechtsverletzungen schnellt im Iran in die Höhe – darunter beispiellos die der Hinrichtungen, der staatlich organisierten Säureangriffe auf Frauen, und ebenso die Unterdrückung religiöser und ethnischer Minoritäten, Blogger, Reporter und politisch Engagierten – all dies, während die öffentliche Unzufriedenheit mit dem Regime zunimmt und zugleich die internationale Gemeinschaft sich zu den andauernden Menschenrechtsverletzungen tatenlos verhält.

10 Interviews mit Flüchtlingen, 10 Lebensgeschichten – Teil 1: “Alle Leute hier schreien, aber hören tut sie keiner”

Patrick Kulow -l-iz.de- 27.11.2014 – Genauso unterschiedlich, wie "wir Deutschen" sind, genauso unterschiedlich sind auch "die Flüchtlinge", die immer nur als eine Masse gesehen werden. Ein Blick in das Leben einzelner Asylsuchender, in ihre Erlebnisse, ihre Ängste, ihre Sorgen. Im Interview: zwei Asylsuchende aus der Türkei, geboren 1980 und 1981. Im Jahr 2001 die gemeinsame Flucht der Geschwister nach Deutschland. Seitdem leben sie in einer Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis Leipzig.

Wie sieht euer Tagesablauf aus?

A: Fast jeden Tag das Gleiche. Ich mag Deutschland, aber leben im Heim ist wirklich schwer und macht richtig krank. Wir alle sind krank geworden. Ausländerbehörde hilft uns auch nicht. Egal, wegen Wohnung immer nein.

B: Wir sind seit 11 Jahren hier und haben nie Spaß gehabt. Ich habe meine Heimat verlassen, um ein neues Leben anzufangen. Aber als ich nach Deutschland kam, war mein Leben ganz zu Ende. Ich wollte leben, aber in Deutschland kann ich nicht leben. Meine Zeit ist jetzt weg. Jetzt sind wir 11 Jahre im Heim.

Wie kann man sich das vorstellen? Jeden Tag das Gleiche. Aufstehen, gleiche Leute sehen, besoffene Leute im Heim. Ich weiß es nicht, wie ich es sagen soll. Jeden Tag darf ich nicht raus gehen, nicht arbeiten, ich darf nicht zu meiner Familie, nicht Freunde besuchen. Einfach ich lebe in einem Knast. Ich habe keine Chance zum Leben. Deswegen bin ich von meiner Heimat weg. Ich habe dort meine ganze Familie verloren. Meine Eltern und meine Geschwister. Wir sind jetzt nur noch drei.
Niemand hört uns hier. Wir gehen zur Ausländerbehörde und erzählen alles, aber niemand hört uns. Die andere Religionen im Heim lachen über mich wie ein Hund. Viele Leute in Türkei haben damals immer gesagt, wir wären Satan. Die haben keinen Glauben – die müssen wir umbringen. Hier ist das genauso. Ich bin Jeszide. Aber ich bin auch ein Mensch und habe auch meinen Gott. Aber im Heim beleidigen sie uns.

2005 haben sie meinen Cousin in die Türkei abgeschoben. Die Polizei hat ihn dort nach 6 Monaten getötet, aber niemand hört das. Ich habe in der Türkei keine Chance zum Leben. Hätte ich dort eine Chance, würde ich nicht einen Tag hier im Heim bleiben.

Was denkst du, was passiert, wenn du in die Türkei abgeschoben wirst?

B: Da passiert alles. Deswegen bin ich in dem Heim. Ich habe dort keine Chance zum Leben. Ich war Kind, 3 Jahre alt, da haben sie meinen Vater getötet.

A: Ich sage immer, Deutschland ist sehr, sehr gut. Aber ich hasse Leben im Heim und ich hasse Ausländerbehörde. Eigentlich arbeiten die für uns, aber das glaube ich nicht. Sie helfen nicht. Ich weiß, sie können nicht alles machen, aber ein bisschen helfen. Sie machen alles nur schlecht für die Leute. Wegen viele Probleme habe ich mein Land verlassen, mit dem Gedanken, nie wieder zurück zu gehen. Einfach ruhig leben.

Was ist für euch am schwierigsten im Heim?

A: …ein kleines Dorf. Gibt es viele Probleme hier. Für einkaufen, Arzt immer fahren nach Stadt. 11 Jahre ich bin hier und kenne nicht viele Leute.

B: Ich kenne viele Kakerlaken und Maus. Mit vielen Tieren leben wir hier im Heim.

Habt ihr Freunde im Heim gefunden?

A: Nein, alle kommen aus einem anderen Land und reden andere Sprache. Für andere auch schwer. Essen, schlafen, aufstehen.

B: Wenn das Heim in Leipzig ist, kann man leben oder in einer Stadt, aber nicht auf Dorf. Bis 2005 ist kein Deutscher zu uns gekommen. Alle im Dorf gucken böse.

Was habt ihr euch damals von Deutschland erhofft?

B: Wir haben damals gehört, dass mein Bruder auch hier in Deutschland ist. Wir haben gedacht, hier können wir leben. Damals waren wir nur noch zu dritt. Alle Geschwister waren weg. Das mit dem Heim haben wir nicht gewusst.

A: Wir haben gedacht, hier können wir alles machen. Aber jetzt, ohne Urlaubsschein kannst du nicht nach Leipzig. Das ist alles wie Knast.

B: Ich wollte die Türkei verlassen, um zu leben. Ich wollte arbeiten und mit meinen Geschwistern leben. Und jetzt bin ich hier.

Welche Krankheiten/gesundheitlichen Probleme habt ihr?

A: Ich war 3 Monate in Zschadraß, weil ich Depressionen bekommen habe. Weil ich Angst habe, dass die Polizei kommt und mich nach Türkei bringt und weil das Heim so schlecht ist. Jetzt gehe ich immer noch zum Psychologen. Mir geht es besser als früher, aber weg ist es nicht.

B: Ich war auch in Zschadraß, aber ich bin abgehaun. Ich habe zum Arzt gesagt, das Krankenhaus macht mich noch verrückter. Seit 2007 befinde ich mich in Behandlung bei einer Psychologin in Geithain. Von Termin zu Termin und immer Tabletten. Wenn ich weg vom Heim bleibe, geht es mir besser. Auch die Ärzte sagen, das Leben im Heim macht mich kaputt. Ich habe Panikattacken und Depressionen.

Was war das schlimmste Erlebnis in den 11 Jahren?

A: Heim und Ausländerbehörde.

B: Es kann immer was passieren. Ich habe hier viel gesehen. Die Nazis wollten hier 2003 und 2004 zweimal das Heim verbrennen, mit allen Leuten. Die kamen hier rein und haben die Leute geschlagen.

Habt ihr im Alltag Probleme, weil ihr Ausländer seid?

B: Ja. Immer Kanake. Wenn man in eine Disco will, sagen die Türsteher immer: »Du passt hier nicht rein.«

A: Manche Deutschen gehen weg von mir und wollen keinen Kontakt. Aber ich lass so. Das ist egal.
Wie seht ihr eure Zukunft, falls ihr einen sicheren Aufenthalt in Deutschland bekommt?

A: Oh, ein schönes Gefühl. Das bedeutet, ich bekomme alles wieder zurück. Ich kann alle Problem vergessen, alles hinter mir lassen. Ich will lernen und zur Schule gehen. Das bedeutet, ich bekomme mein Leben wieder.

B: Ich kann nicht antworten, weil ich glaube das nicht. Ich habe meinen Glauben verloren. Wenn ich jetzt krank bin, was mache ich mit dem Aufenthalt? Wenn du nur halber Mensch bist, kannst du nicht arbeiten, nicht heiraten. Alle Träume weg. Wenn ich bekomme, dann will ich arbeiten, meine Musik weiter machen, heiraten und eine Familie machen.

Wie wichtig ist euch euer Glauben?

B: In der Türkei müssen wir wie Moslem sein und in Deutschland müssen wir wie Christ sein. Ich weiß nicht, wie ich das ohne meine Familie machen soll. So oder so kann ich meinen Glauben nicht leben. In der Türkei damals hatten wir vor allem Angst. Wir haben alles verloren. Wir haben alles gehabt. Die ganze Familie war Musiker. Wir hatten richtig viel Geld gehabt. Aber wir haben alles verloren. Und hier verlieren wir immernoch weiter. Alle Leute hier schreien, aber hören tut sie keiner.

Wisst ihr, warum es die Sondergesetze für Ausländer gibt?

A: Ich weiß nicht, warum. Aber ich habe mich tausend mal gefragt, warum. Wenn wir fragen, warum, sagen sie nur Gesetz. Ich dachte, Deutschland ist demokratische Land, aber ich verstehe nicht, warum. Deutschland muss die Leute nicht sterben lassen.

B: Ich weiß auch nicht warum. Damals kam eine Frau von der Ausländerbehörde und hat gesagt, mir macht es Spaß, Leute abzuschieben. Ich bin verrückt geworden. Wie kann es Spaß machen, mit Leben zu spielen?

Wie schätzt ihr den Gesundheitszustand von eurem Bruder ein?

B: Das ist ganz verrückt. Er hat in 3 Monaten zweimal versucht, sich umzubringen. Wir haben immer Angst, dass er es nochmal versucht. Er redet nicht mit uns und will immer alleine sein. Ich weiß nicht, was er will.

A: Im letzten Monat hat er einen Brief bekommen und hat es nicht geschafft, ihn zu lesen. Er will keinen guten Brief und keinen schlechte Brief. Wenn Briefe kommen, bekomme ich Panik.

Von wem habt ihr in Deutschland Hilfe bekommen?

B: Niemand. Ein kurdischer Junge aus Irak hat uns manchmal geholfen. Wenn wir zur Ausländerbehörde gegangen sind und einen Dolmetscher brauchten, sagten sie immer Nein. Musst du deutsch lernen. Ich kann immer noch nicht so gut deutsch sprechen. Ich habe keinen Weg zum Lernen. Hier redest du nur in deiner Sprache. Würde ich in einer Stadt leben, wäre das anders.

Welches Gefühl war es, immer nach seinen Fluchtgründen gefragt zu werden? War es möglich, mit fremden Leuten darüber zu sprechen?

A: Ja, das war schwer. Ich hatte Angst aber manche Leute haben gesagt, du musst alles erzählen.

B: Ich habe auch nicht alles erzählt.

Gibt es etwas, was du der Welt da draußen sagen willst?

A: Ich will viel sagen, aber ich darf nicht immer alles sagen.

B: Die Deutschen wissen nichts, sie sollen zu uns kommen und mit uns Kontakt machen und so lernen sie, warum wir hier sind. Wenn wir keine Probleme hätten, würden wir nicht unser Land verlassen. Ich will auch sagen, wir brauchen Hilfe von Deutschen.

A: Einmal habe ich eine Frau im Zug kennen gelernt. Sie hat mich gefragt, wo ich her komme. Ich habe gesagt, aus der Türkei. Sie hat gesagt: Oh, schönes Land und sie war so fröhlich. Ich habe gesagt, ja, das Bild ist schön, aber wenn bleibst du für immer, siehst du welche Probleme du kriegst. Dann hat sie gesagt, ach Quatsch, ich war im Urlaub in Antalya und dort war es schön. Sie hat nichts geglaubt.

Information zum Interview: Dieses hier nur in gekürzter Form wiedergegebene Interview wurde im April 2012 mit zwei Asylsuchenden, die beide in einer Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis Leipzig untergebracht sind, auf Deutsch von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Bon Courage e.V. geführt. Trotz der Angst der Asylsuchenden vor späteren Konsequenzen waren diese bereit, die Gespräche zu führen und stimmten einer anonymisierten Veröffentlichung zu. An der Lebenssituation der Flüchtlinge hat sich seitdem nicht viel geändert. Das Thema ist genauso aktuell wie vor zwei Jahren. Das vollständige Interview mit diesen beiden und vielen weiteren Asylsuchenden finden Sie in der Broschüre "Von außen sieht es nicht so schlimm aus …" des Bornaer Bon Courage e.V.

13 Festnahmen bei Anti-Terror-Razzien

28. November 2014 -ORF- In Wien, Graz und Linz haben am Freitag Razzien der Sicherheitsbehörden gegen mutmaßliche Dschihadisten stattgefunden. Daran sollen knapp 900 Beamte beteiligt gewesen sein. Es gab Festnahmen, Propagandamaterial wurde beschlagnahmt.

Insgesamt seien 13 Verdächtige vorübergehend in Haft, teilte die Staatsanwaltschaft Graz in einer Presseaussendung mit. Wohnungen und Fahrzeuge seien durchsucht worden. Zusätzlich zu den Festgenommenen seien 16 Personen zur Einvernahme vorgeführt worden. Durchsucht wurden Wohnungen, Gebetsräume und Moscheen. Die Aktion begann um 4.00 Uhr.
Angebliche Hassprediger im Zentrum der Causa
Als Hauptverdächtiger gelte ein bosnischstämmiger mutmaßlicher „Hassprediger“, der eines der „Sprachrohre“ der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Europa sein soll, hieß es. Der „Standard“ nannte den Namen Visit O. und noch einen weiteren, den des in Wien lebenden Serben Mirsad O., der unter dem Namen Abu Tejma aufgetreten sein soll. Er soll unter anderem in jener Moschee aufgetreten sein, in der zwei minderjährige bosnischstämmige Mädchen für Syrien rekrutiert worden sein sollen.
Er wehrte sich allerdings vor Gericht erfolgreich dagegen, mit den Mädchen in Zusammenhang gebracht zu werden – mehr dazu in religion.ORF.at. Grundlage für das Einschreiten der Polizei waren nun laut der internen Mitarbeiterinformation des Innenministeriums Ermittlungsergebnisse des Verfassungsschutzes. Für alle Festgenommenen gilt die Unschuldsvermutung.
Es habe sich der dringende Verdacht gegen mehrere Personen erhärtetet, dass sie junge Muslime radikalisieren, für die Teilnahme an terroristischen Kampfhandlungen in Syrien anwerben und in das Kriegsgebiet entsenden wollten. In dem Ermittlungsverfahren gehe es um den Verdacht der Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen „im Zusammenhang mit der Rekrutierung junger Menschen für den syrischen Bürgerkrieg“.
„Einer der größten Einsätze“
An den Razzien waren Einsatzkräfte aus der Steiermark, Wien, Oberösterreich, Kärnten, Salzburg, dem Burgenland und Niederösterreich beteiligt, darunter auch das EKO Cobra.
Laut Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) handelte es sich bei der Aktion um „einen der größten Einsätze in der Geschichte des österreichischen Staatsschutzes“. Der Einsatz im Rahmen der Anti-Terror-Offensive sei „die neuerliche Bestätigung unserer ganz klaren Botschaft an alle Dschihadisten in Österreich: Ihr seid hier nicht sicher!“ Gleichzeitig warnte die Innenministerin davor, die großangelegte Polizeiaktion für populistische Hetzerei zu benützen.

Inhaftierte Britin angeklagt wegen Propaganda gegen Iran

11. November 2014-APA- Die im Iran inhaftierte Britin Ghoncheh Ghavami ist wegen Propaganda gegen das islamische Staatswesen angeklagt. “Sie hatte Kontakte mit iranischen Oppositionskreisen und wurde daher wegen Propaganda gegen das Establishment angeklagt”, so Justizsprecher Hadi Sadeghi. Die Anklage habe daher nichts damit zu tun, dass sie für ein Volleyballspiel ins Stadion wollte, so der Sprecher.

Plötzliche Verhaftung

Die 25-jährige Iranerin mit britischem Pass war erstmals im Juni festgenommen worden, als sie mit ihren Freundinnen ein Spiel der Volleyballnationalmannschaft sehen wollte. Da weibliche Zuschauer im Iran zu Sportveranstaltungen mit Männern nicht zugelassen sind, wurden die Frauen kurzzeitig festgenommen. Als Ghavami wenige Tage später bei der Polizei ihre Papiere abholen wollte, wurde sie plötzlich inhaftiert.

Noch kein Urteil

Oberstaatsanwalt Gholamhussein Mohseni Edzehi sagte, dass der Prozess gegen die Britin noch nicht beendet sei. Daher gebe es auch noch kein Urteil. Der Anwalt von Ghavami hatte Anfang des Monats gesagt, dass seine Klientin von einem Gericht in Teheran zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden sei.

Inhaftierter US-Reporter

Der US-Reporter Jason Rezaian muss weiterhin im Iran in Haft bleiben. “Wie brauchen mindestens noch einen Monat, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind”, sagte Sadeghi am Dienstag. Bis dahin werde es kein Urteil geben. Dementsprechend müsse der Reporter der “Washington Post” bis dahin in Haft bleiben.

Spionage-Vorwürfe

Der amerikanisch-iranische Korrespondent und seine Frau Yeganeh Salehi, die für die arabische Zeitung “The National” arbeitet, wurden Ende Juli wegen angeblicher Spionage verhaftet. Salehi wurde vergangenen Monat gegen Kaution freigelassen. Ihr Mann jedoch sitzt seitdem im berüchtigten Evin Gefängnis in Teheran. (APA)

Ausschluss von Frauen: Volleyball-Weltverband verhängt Sanktionen gegen Iran

Montag, 10.11.2014 – SpigelOnline – In Iran ist Frauen der Besuch von vielen Sportveranstaltungen verboten, so auch der von Volleyballspielen. Der Weltverband FIVB hat deshalb angekündigt, keine Turniere mehr an das Land zu vergeben.

Hamburg – Der Volleyball-Weltverband FIVB hat auf das Besuchsverbot von Frauen bei Spielen in Iran reagiert und Sanktionen verhängt. Die FIVB wird es "Iran nicht mehr gestatten, Wettbewerbe des Weltverbandes auszutragen, solange es Frauen verboten ist, Volleyballspiele zu besuchen", sagte ein Sprecher des Verbandes. Dies gelte insbesondere für Junioren-Weltmeisterschaften.
Diese Maßnahme folgte nur eine Woche nach dem Urteil gegen Ghoncheh Ghavami. Wegen des Besuchs eines Weltliga-Spiels im Juni muss sie ein Jahr ins Gefängnis. Allerdings werden die Sanktionen nicht die bereits angesetzten Weltliga-Spiele im kommenden Jahr betreffen. Auf die Austragung anderer Wettbewerbe wie der Asienmeisterschaft hat der Weltverband keinen Einfluss.
Der Präsident des iranischen Volleyball-Verbandes Reza Davarzani sagte, dass Ghavamis Fall nichts mit Volleyball zu tun habe und es unfair sei "eine Verbindung zwischen einer nicht-sportbezogenen Aktivität und unserem Sport herzustellen".
Nach den Plänen der FIVB soll die U19-WM, die bereits an Iran vergeben worden ist, nun in Argentinien stattfinden. Der Generalsekretär des iranischen Verbandes bestätigte, dass der Weltverband diese Entscheidung bereits in einer E-Mail mitgeteilt habe. "Wir warten jetzt auf die Begründung und entscheiden dann, was wir tun", sagte Mahmoud Adshardoost.
luk/sid/AFP
 

Ein Jahr Gefängnis für weiblichen Volleyball-Fan im Iran

03.11.2014 -Handelsblatt-Teheran (SID) – Für den Besuch eines Weltliga-Spiels der iranischen Volleyballer in Teheran ist ein weiblicher Fan zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Das gab der Anwalt der Frau bekannt. Im Iran ist es Frauen seit 2012 verboten, Volleyballspiele zu besuchen.

Ghoncheh Ghavami war beim Spiel zwischen dem Iran und Italien am 20. Juni verhaftet worden und hatte bis zum 14. Oktober 120 Tage hinter Gitter auf eine Anhörung gewartet. In der Zwischenzeit hatten sich zahlreiche Organisationen wie der Weltverband FIVB oder auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) für eine Freilassung der 25 Jahre alten Jurastudentin eingesetzt – bislang ohne Erfolg.
Auf dem FIVB-Kongress am Sonntag forderte Präsident Ary Graça erneut die Entlassung von Ghavami. Allerdings wurde dem Iran vom Kontinentalverband AVC erst gerade die Austragung der Asiatischen Meisterschaft 2015 zugesprochen. Zudem hatte Graça selbst den iranischen Verband nach der WM in Polen in einem Interview aufgefordert, sich um die Austragung der Welt-Titelkämpfe 2018 zu bewerben.
Von iranischer Seite wurde stets bestritten, dass Ghavami nur wegen des Besuchs des Volleyballspiels verhaftet worden sei. Sie habe "Propaganda gegen das Regime" verteilt, lautet die offizielle Darstellung.

UN besorgt über zunehmende Hinrichtungen im Iran

dpa, 28.10.2014- Die Iranerin Rayhaneh Jabbari, hier im 2008 vor Gericht, wurde vergangenen Samstag erhängt. Foto: Golara Sajadieh. New York – Die Vereinten Nationen sind nach den Worten des Sonderbeauftragten Ahmed Shaheed über zunehmende Hinrichtungen im Iran besorgt. Mit mindestens 852 Hinrichtungen zwischen Juli 2013 und Juni 2014 habe es einen klaren Anstieg gegeben.

Darunter seien auch Journalisten und politische Aktivisten gewesenn, sagte Shaheed in einem in New York veröffentlichten Bericht. 2012 habe es 580 Hinrichtungen gegeben, im Jahr zuvor 676.

Zahl arbeitsloser Frauen im Iran steigt

28.10.14 -RF-News- Laut „Arbeiter-News aus dem Iran – Nummer 78“ ist der Unterschied zwischen der Arbeitslosenquote von Männer und Frauen in der Altersgruppe 15 bis 24 Jahren im Iran von 12,2 Prozent im Jahr 2006 auf 22,4 Prozent im Frühjahr 2014 gestiegen. Die Zahl arbeitsloser Frauen hat eine Rekordhöhe von 43,4 Prozent in den vergangenen acht Jahren erreicht.

Laut Statistik liegt die Mehrzahl der Arbeitslosen in der Altersgruppe unter 30 Jahren. Der Statistik ist auch zu entnehmen, dass eine Vielzahl der Arbeitssuchenden Frauen einen Hochschulabschluss hat.